DC ohne AC
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Eigentlich, so dachte ich, kann mich nach dem Capitol in Albany, der Hauptstadt New Yorks, keines mehr reizen. Das war das bisher beste, obwohl – oder wahrscheinlicher: weil – es so ganz anders ist als die übrigen. Von außen sieht es aus, als müsste es in Paris stehen, das Hôtel de Ville wurde bestimmt abgekupfert, und von innen, als stünde es in einem Freizeitpark, als Spukschloss oder als Einstieg in einen Harry-Potter-Ride. Jedenfalls wusste selbst Volker nicht, wie toll das Capitol ist, sonst hätte er mehr Zeit eingeplant oder eine Führung gebucht.
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Als Vorbild der meisten Capitols dient ganz offensichtlich der Sitz des Papstes im Vatikan. Da macht auch das in Washington DC keine Ausnahme. Die Mutter aller Capitole durften wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Nachdem ich vom weissen Haus ein bisschen enttäuscht war – das hatte ich mir größer, beeindruckender, spannender vorgestellt – bietet das Capitol genau das.
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Ein Riesenkoloss, von weitem sichtbar und sehr beeindruckend.
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Hier hatte Volker eine Führung vorgebucht, die mit einer Filmvorführung begann, die uns zu Tränen rührte und uns tieftraurig machte, nicht als Amerikaner auf die Welt gekommen zu sein.
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Hier wurde die Freiheit mit Sklaven erschaffen (das schien kein Widerspruch zu sein) und Krieg hatte man nur mit sich selbst oder mit den Engländern, wohingegen man mit den Eingeborenen dank Fräulein Pocahontas ein einvernehmliches Auskommen hatte. Indianer waren bei der Rundführung übrigens nicht zu sehen.
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Und draußen war auch schön. In einer Anordnung, die der historischen Achse in Paris nachempfunden scheint, schlendert man vom Capitol zum Washington Memorial Obelisken, der seit dem Beben 2011 eingerüstet und daher nicht zu besichtigen ist .....
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.... vorbei am Reflecting Pool, der absolut gar nichts reflektierte ....
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.... bis hin zum Lincoln Town Car Memorial, wo ich immer schon mal auf den Stufen stehen wollte, auf denen schon Forest Gump stand und die berühmten Worte „I Have a Dream“ von Abba gesungen wurden.
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„Pay respect – be quiet“ wurde von den zig lärmenden Besuchern im Tempel nicht beachtet und die Enten kackten respektlos alles zu.
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Vom White House war ich wie gesagt ein bisschen enttäuscht. Keine touristisch interessante Wachablösung, kein Leben hinter den Fenstern und wie bereits erwähnt stehen in Newport eine Menge mehr solcher weißen Villen mit griechisch-orthodoxen Säulen davor.
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Ebenso hatte ich mir vorgestellt, dass Barrak den Rasen mähen, Michele die Rosen schneiden und die lieben Kleinen das Unkraut zupfen würden. Aber da war nicht mal ’nen Rasenroboter zu sehen. Stattdessen stieg von irgendwo weißer Rauch auf. Die haben doch nicht etwa einen neuen Papst gewählt?
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Ich stell mir vor, dass das Weiße Haus nur eine Hülle ist, in der in jedem Fenster eine Lampe brennt. Und innerhalb dieser Hülle steht ein echtes Haus mit echten Fenstern und echtem Garten. Die müssen ja nur 8 Jahre in dieser Kulisse leben.
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Wenn man in Washington unerkannt bleiben möchte, dann sollte man in einem, mindestens von vier Polizeifahrzeugen eskortierten, schwarzen Suburban mit Blaulicht und Tatütata durch die Stadt fahren. Wenn man Aufmerksamkeit erregen wollte, müsste man sich schon eine andere Stadt aussuchen. In Obersprockhövel würde noch jeder Passant stehen bleiben, die Bewohner würden an die Fenster rennen und sich ein Kissen in die Fensterbank legen. Aber Washington interessiert das keine Sau. Dort werden selbst U-Boote auf diese Weise durch die Straßen gelotst. Niemand kommt auf die Idee, dass das auch ohne großes Halali gegangen wäre. Das ist, wie einem Engländer auf den Fuß zu treten und der entschuldigt sich nicht.
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