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20.03.2024
Der letzte Tag in Haneda ist für eine kleine Stadtbesichtigung eingeplant. Aber: die Rückenschmerzen bzw. die Verkrampfung wurden immer schlimmer, dazu kam noch eine Heiserkeit und gefühltes leichtes Fieber. Uli empfahl mir per whatsApp Thermacare, wovon ich einen Screenshot machte, um es einem Apotheker oder Drugstoristen zu zeigen. Und nicht nur ein Foto, sondern auch mit japanischer Erklärung. Das nützte aber nichts, der Mann hinter der Theke verstand kein Wort englisch, auch mein Zeigen auf den Rücken, zusammen mit Schmerzenslauten, nützte nichts. Also nahm ich alles selber in die Hand. Den Google Übersetzer in die Hand genommen und alle möglichen Packungen, auf denen Pflaster und Schultern oder Rücken zu sehen waren, abgescannt und übersetzen lassen. Ein tolles Teil. Wenn ich überlege, dass ich erst 3 Tage vor Urlaubsbeginn entdeckt habe, dass der auch Schriftzeichen von Fotos übersetzt...... Die Aufklebung in den Rücken war nicht einfach, die Dinger kleben ja schnell fest - da fehlte mir eine Uli noch mehr als sonst schon. Eine Packung mit irgendeinem Pulver habe ich auch mitgenommen, statt Pillen, die es hier nicht gab. Wobei es nicht unbedingt Pulver gegen Rückenschmerzen war, wie die spätere Übersetzung zeigt.
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Das Pflaster wurde nicht warm, wie ich es erwartet hatte, sondern blieb zunächst lange Zeit kalt. Egal. Um kurz nach 9 machte ich mich auf den Weg zum Bus, der laut Maps um 10 Uhr fahren sollte. Warum so früh? Ich hatte Hunger und der McDonalds, bei dem ich letztens schon war, lag auf dem Weg. Ich bestellte ein Hotcakes Menu mit Pfannkuchen und warmen Apfelstrufel und es schmeckte wider Erwarten richtig gut. Die Pancakes waren so, wie man sie zuhause nie hinbekommt, egal wie oft wir es probiert haben. Könnte ich häufiger essen.
Um kurz vor 10 war ich an der Bushaltestelle, der Nummer 10 am Terminal 2 in Haneda. Ein eingeborener Offizieller fragte mich, wo ich hin wolle. Shibuya Station antwortete ich ihm. Why? I like the trouble there and want to see if it is really like i’ve seen it in Movies and on TV. No, too crowded, sagte er. Heute ist ein japanischer Feiertag, Frühlingsanfang, da ist es noch voller als sonst. Wir einigten uns darauf, dass ich trotzdem fahre. Auch wenn er den Kopf schüttelte und es nicht verstehen konnte. 1.100 JPY beim Busfahrer in Cash bezahlt und ab ging die Fahrt. Zu sehen gab es unterwegs nicht besonders viel, ausser vielen “normal” aussehenden Hochhäusern war nichts spezielles zu entdecken. Immerhin kam der Bus am Tokyo Tower vorbei, der wie ein rotweisser Eiffelturm aussieht.
Ende der Reise war an einem Hotel in der Nähe des Shibuya Crossing, der Kreuzung, die man eigentlich immer sieht, wenn die Rede auf Tokio kommt (ich weiss, ich schreibe den Namen dieser Stadt ständig anders). Fernsehen, Bücher, youtube - immer. Gehört zu den Dingen, die man im Leben gesehen haben sollte. Mombasa, Havanna, Chicago, Las Vegas, Macao (Ach ne, da war ich ja gar nicht), Shanghai (komme ich wohl nicht hin in diesem Leben), Sydney - eben die Standardorte einer Bucket List. Und da gehört Shibuya auch zu. Nach ca. 200 Metern war ich bereits da und hatte es mir irgendwie größer, imposanter vorgestellt. Wobei es schon ein toller Anblick war - wie am Piccadilly Circus ungefähr.
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Die Zebrastreifen selber sah man von unten natürlich nicht gut, nur die vielen wartenden Menschen zeigten, dass hier etwas passiert.
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Ich ging von allen Enden der Kreuzung einmal auf die andere Seite und fand es toll.
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Ich hatte von einer ehemaligen Arbeitskollegin, die kreuzfahrenderweise einen Tag vor mir in Tokyo, war einige Tips bekommen, von wo aus man alles von oben ansehen konnte, wollte aber, da die Rückenschmerzen immer stärker wurden, nur wenige Meter gehen. Naja, gehen kann man schon nicht mehr sagen, humpeln wäre richtiger. Ich sah im Shibuya Mark City Center eine Rolltreppe, die nach oben führte und machte mich auf den Weg. Der Blick aus der 1. Etage des Gebäudes reichte mir schon, noch höher hinaus wollte ich gar nicht.
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Nach ein paar Fotos humpelte ich wieder runter und wollte mindestens in einer der vielen Seitenstraßen schauen, was es zu sehen gab. Und viel war es nicht, lag vielleicht auch daran, dass mit jedem Schritt der Rücken mehr schmerzte. Uli würde “Weichei” sagen, aber tat wirklich weh. An einer Vending Machine holte ich mir eine Dose Cola und wusste, nachdem ich sie ausgetrunken hatte, nicht, wo ich sie entsorgen konnte. Es gab keine Mülleimer bzw. irgendetwas, wo man seinen Müll entsorgen konnte. Ich hatte im Voraus darüber gelesen, es kam mir aber schon komisch vor, dass hier Millionen Menschen täglich her gehen und niemand ein paar Kleinigkeiten wie eine Coladose entsorgen konnte. Ich steckte sie deshalb in die Anoraktasche und ging erstmal dahin, wo viele Menschen zusammen standen, es schien etwas zu sehen zu geben.
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Warum gibt es keine Mülleimer in Japan? 1995 verübte die Aum-Sekte einen Giftgasanschlag mit mehreren Toten in der Tokioter U-Bahn. Als Folge davon wurden die öffentlichen Müllstationen zunächst versiegelt und dann ganz abgebaut. Und seitdem sind es die Japaner gewohnt, sich selber um ihren Müll zu kümmern und ihn solange mit sich zu tragen, bis sie ihn zuhause oder werweiswo entsorgen können. In Bahnhöfen und Flughäfen gibt es mittlerweile aber wieder Entsorgungsstationen, mit Trennboxen für recyclebaren Müll und anderem. Immerhin waren es Folgen eines Anschlages in unmittelbarer Nähe, in Deutschland werden Atomkraftwerke abgeschaltet, weil am Ende der Welt durch eine Naturkatastrophe, die in dieser Art niemals in Deutschland passieren kann, ein AKW super gegaut wurde.
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Nächster Stop: das Hachikō Memorial, die Statue eines Hundes, der ab 1923 täglich sein Herrchen zur U-Bahn brachte und auf ihn wartete, bis er wiederkam. Nach seinem Tod wartete der Hund 9 Jahre lang darauf, dass Herrchen wieder kam. Wer ihn fütterte ist nicht überliefert. An dieser Statue jedenfalls wollten alle Leute ein Foto von sich mit dem Hund haben, ähnlich wie in Key West an der Boje. Ein in einem Rollstuhl sitzender Japaner machte gegen einen kleinen Obulus Fotos aller derer, die sich lächelnd vor den Hund stellten. Ich reihte mich nicht in die lange Schlange der Wartenden ein, sondern machte ein Bild von der Seite, das reichte mir. Aber so bin ich in Key West damals auch angefangen und habe mich später geärgert. Wobei ich hier in Tokio bestimmt nicht 8x vorbei kommen werde.
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Maps zeigte mir an, dass der Bus nach Hause in 25 Minuten fahren würde und ich machte mich auf den Weg zur Haltestelle. Unterwegs kam ich an einem Hoteleingang vorbei und nutzte die Einladung, um drinnen nach einer Toilette Ausschau zu halten. Dort konnte ich nicht nur pinkeln, sondern auch die Coladose entsorgen. Um kurz nach 13 Uhr war ich wieder zuhause im Haneda Terminal 2 und schaute mir den Rest des Tages Flugzeuge an. Den Hunger wollte ich in einem der vielen japanischen Restaurants stillen, aber die Angebote sagten mir alle nicht zu. Und wenn schon die Bilder auf den Speisekarten recht diffus aussehen..... Was soll ich mit 8 verschiedenen Sorte Aal. Die Beschreibungen der Speisen waren auch in englisch, aber der Übersetzer im Handy zeigte weitere Beschreibungen an und ich fand einfach nichts passendes. Am Ende landete ich im HUB British Pub, wo ich eine Full Size Garlic Shrimp Pizza bestellte. Pizza im British Pub in Tokio - es gibt schon merkwürdige Zusammenstellungen. Bei der Bezeichnung “large” hatte ich eigentlich etwas Größeres erwartet, aber ich wurde satt, und das ist was zählt. Und mit Stäbchen hatte ich auch noch keine Pizza gegessen. Nach dem Essen sah ich einem ziemlich professionell aussehenden Filmer zu, wie man es hinbekommt, dass die Camera so perfekt mitzieht. Ich hatte mich schon immer gewundert, wenn ich freihändig filme, wackelt immer alles. Schaut mal bei Japan 8K12KTV rein - noch perfekter kann man eigentlich nicht filmen.
Mein Handy vibrierte irgendwann. Ich schaute was los war und sah eine Erdbeben-Warnmeldung aufklappen. Sogar mit deutscher Überschrift, und ohne dass ich irgendeine Warnapp installiert hatte. Der Google Übersetzer sagte mir dann genaueres. Würde so etwas auch in Deutschland funktionieren - und was würde der Datenschutzbeauftragte dazu sagen? Ich schaute bei Maps, wo das Erdbeben war - irgendwo am anderen Ende von Japan, weit entfernt, also keine Panik. Und in Deutschland können keine Atomkraftwerke mehr abgeschaltet werden wenn es hier mal wackelt. Aber das Thema hatte ich hier schon, oder?
Das war’s für heute. Irgendwie schade, dass ich mir nicht mehr von Tokio ansehen konnte, aber wer mal eine Art Hexenschuss hatte, weiss wie gehandicapt man dadurch ist. Und ich weiss gar nicht, wo die Schmerzen überhaupt her kamen, sie waren plötzlich da, ohne dass ich wüsste, eine falsche Bewegung gemacht zu haben. Wobei es wohl mehr eine Art Krampf links der Wirbelsäule war, der sich aber nicht entkrampfte.
Rod Stewart hat heute hier in Tokyo konzertiert, hätte mich interessiert. Ich hatte schon zuhause geforscht, wie man an Tickets kommt. Der Kauf war ganz einfach, aber man konnte keine Karte ausdrucken, sondern in einem örtlichen 7-Eleven abholen. War mir nicht ganz klar, wie das ablaufen sollte, weshalb ich mich nicht weiter darum gekümmert habe. Einerseits schade um das verpasste Konzert - ich hatte schon 2020 Ticket für Sir Rod in Las Vegas, das dann coronabedingt ausgefallen ist, andererseits wäre das nichts gewesen mit meinem Rücken. Ich könnte Ende Mai nach Mönchengladbach fahren, da singt er auch.
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Übernachtung: immer noch im Haneda Excel Hotel Tokyu - 520 € für 4 Nächte bei hotels.com abzüglich 12% Cashback gebucht = 119 € pro Nacht
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