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25.03.2024
Der Tag begann nicht gut. Nachdem sich der Rücken in den letzten beiden Tagen nur noch selten bemerkbar machte war es heute morgen wieder richtig schlimm. Ich kam fast gar nicht aus dem Bett und mühte mich mit schmerzverzerrtem Gesicht ins Badezimmer. Grosses Drama. Immerhin gab es einen schönen Sonnenaufgang zu sehen.
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Meine bisherigen Hotelzimmer in INC, GMP und HND waren fußläufig vom nächsten Flughafen entfernt, was sehr praktisch war. Ich konnte bei Gelegenheit immer mal kurz wieder nach Hause. Hier ist es anders, es fährt ein Bus - und der nur 1x pro Stunde. Also musste der Tag genau geplant werden, ich wollte mir nämlich den Taipei 101 ansehen, das zwischen 2004 und 2009 das höchste Gebäude der Welt war. Aber wie schon in Seoul und Tokio ging es mir nur um diese eine Sehenswürdigkeit, der Rest der Stadt mit diversen Museen und Monumenten interessierte mich nicht wirklich. Ich wollte dorthin weder mehrfach umsteigen, noch zwischen 2 Stationen lange suchen, wie und wo es weiter geht. Also am besten Nonstop - und da gab es nur eine Verbindung, mit dem 1960er Bus, der direkt neben der Haltestelle des Hotelbusses abfuhr. Allerdings nicht alle paar Minuten, sondern nur alle paar Stunden. Preis: 160 NT$ = 4,63 €. Ich entschied mich für dieses Angebot. Der Shuttlebus fuhr um 10 Uhr, der 1960er um 10:10, das sollte genau passen. Vorher wollte ich noch etwas essen, wer weiss, wie das Frühstücksangebot in Taipei ist. Ich gönnte mir deshalb das Hotelfrühstücksbuffet, das zwar teuer, aber gut war. Wenn ich den Preis für das Whopper Menu abzog, das ich im Flughafen gegessen hätte, blieben nur noch 12 € übrig. Meine Planung war perfekt - als ich am Busbahnhof ankam, stand der nächste Bus schon bereit. Allerdings wollte der Fahrer ein Ticket sehen, Barzahlung wäre nicht möglich. Und er schaute auf die Uhr, weil genau jetzt die Abfahrtszeit war. Ich raste los, so schnell wie ich mit meinen Rückenschmerzen rasen kann, also halbschnelles gehen, und holte mir am Schalter, der zum Glück gleich um die Ecke war, ein Ticket. Wieder zurück zum Bus, eingestiegen, ab ging die Post. Unterwegs gab es so gut wie nichts Wichtiges zu sehen, die Highways verliefen mehrgeschossig durch recht enge Täler, eine goldene Figur mit erhobenem Zeigefinger und ein dazugehöriger Turm mit Swastika lockerte die Tour etwas auf. Bis zur Stadt ging es recht flott, dann stand der Bus ständig in Staus und vor Ampeln. Dadurch waren es am Ende 70 Minuten Fahrtzeit bis zum Grand Hyatt Hotel, wo ich mich absetzen liess, nicht ohne den Fahrer gefragt zu haben, ob es von dort auch wieder zurück geht und ob ich ein Ticket für die Rückfahrt benötige. Die Antwort war beide Male YES.
Laut Maps waren es von der Haltestelle 400 Meter bis zum 101 - in echt stand ich aber mehr oder weniger direkt davor. Imposant.
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Ich entschied mich, in aller Ruhe einmal um das Ding herum zu gehen - doch als ich ein Schild zum Observatorium sah, entschied ich mich für eine Fahrt nach oben. Aber erstmal wurden ein paar Bilder und ein kleines Filmchen gemacht, natürlich hochkant.
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Der Weg zum Observatorium, von dem ich vermutete, dass es ganz oben im Gebäude liegt, war etwas kompliziert. Zuerst mit dem Fahrstuhl in die 4 Etage, dann eine Rolltreppe suchen, die in den 5. Stock rollte, dort war dann die Ticketvergabe. Mit 600 NT$ = 17,41 € war ich dabei und konnte mit der nächsten Fahrt schon nach oben. Auf einem Bildschirm konnte die Fahrt des Fahrstuhls nachverfolgt werden, der raste so schnell, dass mir die Ohren sausten, wie manchmal im Flugzeug bei der Landung. Oben war es relativ leer, ich hatte es brechend voll erwartet.
Die Ausblicke waren so wie sie eben sind, wenn man von oben auf eine Stadt sieht. War in New York oder London nicht anders, nur in Las Vegas sieht es von oben anders aus. Aber das ist auch ein ganz anderes Thema.
Ich habe einmal rundherum nach unten geknipst, vielleicht sieht man die Unterschiede. Aber es ist das altbekannte Eiffelturm-Syndrom. Wenn du oben bist siehst du Paris, ohne viele Auffälligkeiten, von unten siehst du den Eiffelturm. Hier ist es genauso. Von unten sieht man dieses tolle Gebäude, von oben viel Nichts.
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Nach einer Dreiviertelstunde hatte ich genug gesehen und schaute mir auf dem Weg zum Fahrstuhl noch den Tuned Mass Damper an, eine Kugel, die das Gebäude davon abhält, zu sehr zu schwingen. So ein Ding ist auch als harmonischer Absorber oder seismischer Dämpfer bekannt, es handelt es sich um eine Vorrichtung, die zur Reduzierung mechanischer Schwingungen in Strukturen eingebaut wird und aus einer Masse besteht, die auf einer oder mehreren gedämpften Federn montiert ist. Seine Schwingungsfrequenz ist so abgestimmt, dass sie der Resonanzfrequenz des Objekts ähnelt, an dem es montiert ist, und reduziert die maximale Amplitude des Objekts, während es gleichzeitig viel weniger wiegt.
Ihr wisst jetzt Bescheid, oder? Ein Bild, wo genau sich diese Kugel befindet, ist hier zu sehen.
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Was gibt’s noch zu bestaunen? Den Presidential Palace vielleicht, die Chiang Kai-shek Memorial Hall, in Erinnerung an den früheren Diktator der Insel oder eine Chipfabrik? Keine Lust, das Hochhaus reicht mir.
Ich machte mich auf den Weg zurück zur Bushaltestelle, fand aber erstmal den Weg in die freie Natur nicht wieder. Fahrstühle, Rolltreppen, Geschäfte, ein Foodcourt, alles da, aber kein Ausgang. Ich hatte mir zwar den Weg nach oben gemerkt, aber nicht die Etage, in der ich gestartet war. Nach ein paar Irrungen und Wirrungen war ich dann endlich draußen, und das gar nicht weit von der Bushaltestelle entfernt. Es war kurz nach 2 und der Bus fuhr angeblich zur vollen Stunde. Und da bisher alle Busse auf die Minute pünktlich waren, fragte ich im Hotel nach Tickets, wie es mir der Hinbusfahrer gesagt hatte, Dort wusste aber niemand etwas darüber, angeblich konnte man in cash zahlen. An der Haltestelle waren mittlerweile 2 Leute, die mir erklärten, wie alles ganz einfach wäre. Nur die easycard auf das Lesegerät im Bus legen und es würde automatisch abgebucht. Dass ich keine easycard hatte, war ihnen unbegreiflich. Ohne sie wäre doch das Leben hier mehr oder weniger unmöglich. Egal, es endete damit, dass der Bus um die Ecke kam, mit 15 Minuten Verspätung, was für mich bedeutete, dass ich keine weiteren 45 Minuten warten musste. Ich gab dem Fahrer 200 NT$, bekam 40 NT$’s zurück und ab ging die Post bzw. der Bus. Ich habe fast die gesamte Fahrt über geschlafen, nur einmal wurde ich wach, gerade als wir an einem schönen Haus vorbei fuhren, das ich aber bei Google Earth nicht gefunden habe. Ich habe deshalb keine Ahnung, was das wohl ist. Ein Tempel, ein Krankenhaus, ein Museum? Um halb 3 war ich wieder am Flughafen. Ich hatte bei Maps gesehen, dass es im Terminal 2 einen McDonalds gibt, den ich bisher noch nicht gesehen hatte. Die Begründung war recht einfach: ich war noch nie in B2, im Parkdeck, wo ein recht großer Foodcourt war, den ich dort nicht erwartet hatte. Vor Ort entschied ich mich statt eines Burgers eine Teryaiki Beef Rice Bowl mit leckerer Sauce zu bestellen, aber das Fleisch war sehr fettrandig und die wohl zu allen Gerichten dargereichte Suppe schmeckte nach gar nichts. Immerhin bin ich etwas satt geworden.
Danach schaute ich an beiden Spotterterrassen vorbei, auf denen es aber bewölkt, trübe und kein Spotterwetter war. Wäre aber auch egal gewesen, ich hatte ausser einem Handy keine fotografischen Utensilien mit. Bringt ja alles nur zusätzlichen Gewicht und ich bin froh, dass ich überhaupt halbwegs schmerzfrei von hier nach da komme, um nochmal auf die Tränendrüse zu drücken.
Um halb 5 war ich zuhause im Zimmer, schaute mir die Bilder des Tages an, schrieb den Text dieser Seite und packte den Koffer. Morgen geht’s weiter, Macau ist das nächste Ziel - um 10:30 geht der Flug. Der Internet Check-in funktionierte nicht, nach der Eingabe der Reservierungsnummer wurde zwar der Flug und mein Name angezeigt, aber weiter ging es nicht. Was soll mir so eine Störmeldung sagen? Ich weiss es nicht. Deshalb geht’s morgen ohne online check-in zum Flughafen.
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