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Was haben wir bei der WM gelernt? Es heisst nicht Kataah sondern Katta, so wie ein anderes Scheichtum nicht Duhbai, sondern Du’bai heisst. Was muss ich noch wissen? Passagiere, die durch Doha reisen und den Flughafen nicht verlassen, müssen keine Testergebnisse oder Zertifizierungen vorlegen, die über die Anforderungen ihres Abflug- oder Ziellandes hinausgehen. Ok, kein Problem. Wofür musste man sich testen? Ich hab’s vergessen, ist alles schon so lange her....
Der Hamad International Airport ist laut Skytrax der weltbeste Airport - und ich habe 3 Stunden Zeit, um mich hier weltbest zu bewegen. Und das selbstständig. Auf den Al Maha Service habe ich schweren Herzens verzichtet. Dabei wird man schon am Flieger von einer Hostess mit einem personalisierten Namensschild erwartet, bei der Einreise und der Zollabfertigung unterstützt, sowie bei der Ausreise bis zum Gate begleitet und bei Transitpassagieren, also sowas wie ich bin, für eine schnelle Abwicklung der Transferformalitäten unterstützt. Was es nicht alles gibt für 73 € Aufpreis. Wobei es gar keine Formalitäten gab, weder Pass- noch Zollkontrollen, ich blieb ja im Transferbereich.
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Der im April 2014 eröffnete Airport liegt ca. 11 Kilometer ausserhalb des Stadtzentrums auf einer künstlichen Halbinsel und hat 2 Runways - 16R/34L 4250 m × 60 m Asphalt und 16L/34R 4850 m × 60 m Asphalt. Die sehr langen Bahnen werden benötigt, damit vollbeladene Maschinen auch im heissen Sommer starten können. Wobei die Hauptflugzeit Abends und Nachts ist, wenn es nicht kochend heiss, sondern nur brühwarm ist.
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Es gibt mehrere Lounges, kostenlos für Business Class Passagiere sind die Al Mourjan Business Lounge und die Silver und Gold Lounge. Die Oryx Lounge kostet 63 € extra, und ich möchte nicht wissen, was dort zusätzlich geboten wird. Maximale Aufenthaltszeit sind 6 Stunden, für mich also nicht von Bedeutung. Die entscheidende Frage: soll ich mir hier schon den Bauch vollschlagen oder soll ich warten, bis es im Flugzeug diverse Leckereien gibt? Es gab hauptsächlich Nachspeisen und süsse Sachen im Angebot, ich begnügte mich mit 2 kleinen Dosen Cola, Hunger hatte ich nach dem ausgiebigen Menü im Flieger nicht und beim nächsten Flug wird es ja schon wieder etwas auf die Gabel geben.
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Es waren so gut wie keine Einheimischen zu sehen, gut zu erkennen an Kopftücher*innen und Spültüchern auf dem Kopf. Der gesamte Airport war voller Umsteigepassagiere, so viele Qataris gibt es ja auch gar nicht. Das Auffälligste im Airport ein merkwürdiges gelbes Teil im “Grand Foyer” namens “Untitled (Lamp/Bear)” des schweizer Künstlers Urs Fischer, der bestimmt nicht wenig Geld für dieses Ungetüm bekommen hat.
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Ein weiteres komisches Tier namens “Small Lie” des Künstlers KAWS ist etwas ausserhalb an den Gates zu finden, eine Art Pinoccio-Mickymaus. Auf dem Weg zum Gate habe ich noch eine weitere Figur gesehen, allerdings im vorbei fahren auf einem Laufband und hatte keine Lust, noch einmal zurück zu gehen.
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Für mich ist dieser Airport ein ganz normaler riesiger Flughafen mit endlosen Gängen, die immerhin über Laufbänder verfügen, und millionen Shops, die für mich nicht von Bedeutung sind. Es gibt freies WLAN, in das man sich aber nicht so einfach einloggen kann, mit meinen alten Handys jedenfalls nicht. Es kamen immer irgendwelche werkwürdigen Störmeldungen - ich hab’s dann recht schnell aufgegeben, es gibt Wichtigeres als ständig ins Handy zu starren. Alles in allem nichts, wofür ich einen Flug buchen würde, nur um hier umsteigen zu dürfen. Was mich stört: warum wird man am weltbesten Airport mit einem Bus sowohl vom Flieger abgeholt als auch wieder hingebracht? Ich dachte so etwas gibt es nur an kleinen Orten am Ende der Welt oder bei Billigfliegern. Hätte ich hier nicht erwartet.
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Kurzer Rückblick zur WM Normalerweise kümmert sich niemand um irgendwelche Todesfälle bei den Arabern, aber vor der WM sind die angeblich 6.500 bei den Stadionbauarbeiten ums Leben gekommenen Arbeiter wohl wichtig, ohne das irgendjemand weiss, wo die überhaupt her kommen. Und wäre es nicht gerade “in”, Mitleid mit diesen Leuten zu haben, die alle freiwillig nach Katar gekommen sind, um dort zu arbeiten und pro Jahr Milliarden $$$ zu ihren Familien schicken, wäre es allen völlig egal. In Saudi Arabien, Dubai und den anderen Wüstenstaaten ergeht es den Arbeitern nicht anders und niemand sagt etwas. In Deutschland sind die Arbeitsbedingungen für die osteuropäischen Saisonarbeiter in der Fleisch-, Agrar- und Bauindustrie auch nicht viel besser. Und die Arbeiterstriche in fast jeder deutschen Großstadt werden großzügig verschwiegen - wir brauchen diese Leute ja, weil sie Arbeiten machen, für die wir uns zu schade sind. Zurück nach Katar. Sechseinhalbtausend Tote waren es aber schon vor mindestens anderthalb Jahren, mehr werden es scheinbar nicht, oder es zählt niemand mehr nach. Vermutlich hat irgendjemand diese Summe getwittert und jeder glaubt es jetzt, ohne nachzurechnen, wie viele Tote es pro Tag geben müsste, um auf diese Zahl zu kommen. Das alles ist nach der WM aber kein Thema mehr, es gibt Wichtigeres zu tun, z.B. Öl- und Gasheizungen zu verbieten.
In Deutschland gab es 2021 übrigens 510 Arbeitsunfälle mit Todesfolge, das ergibt auf 10 Jahre, naja, das könnt ihr selber ausrechnen.... Und über das LNG-Flüssiggas, das wir mittlerweile aus Katar beziehen werden, reden wir gar nicht erst.
Aber ich schweife ab.....
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