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Montag, 17. November 2008
Wir wachen auf. Das Wasser ist immer noch kalt, über Nacht hat sich kein Fön eingeschlichen, ich habe schlecht geschlafen und gefroren. Wenigstens lässt sich die Sonne sehen. Ein wenig jedenfalls. Wir verzichten heute Morgen aufs Duschen, weil ich keine Lust habe erst die ganzen Viecher in der Dusche umzubringen. Ausserdem ist das Wasser einfach zu kalt. Egal. Die anderen Frühstücksgäste sehen auch ungeduscht aus. Sie packen sich Lunchpakete für den Tag ein. Wir nehmen uns Würstchen, schneiden sie klein und wickeln sie in eine Serviette. Draussen haben wir Hundebabies entdeckt und eine Mutter, die auf Nahrungssuche ist. Eigentlich ist es verboten die Tier an den Hotelanlagen zu füttern, aber sie tun uns zu leid. Also geben wir ihnen heimlich die Wurst, die sie auch sofort verschlingen.
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Wir checken aus und fahren zu den Elefantenhügeln, die wir schon prima von unserem Hotel aus sehen konnten. Eine Karte oder Plan haben wir nicht. Wir versuchen so nah wie möglich an die Kegelfelsen, den mogotes, heran zu kommen. Davor wachsen der silbrig schimmernde Tabak auf den flachen Feldern, Ochsen ziehen hier den Flug auf den Feldern. Je näher man dem Tal von Viñales kommt, desto häufiger sieht man kleine fensterlose Schuppen mit einem Dach aus Palmstroh. Das sind die Trockenschuppen für den Tabak. Auch die Wohnhäuser sind nicht gross wie auch später überall. Was aussieht wie bei uns die Häuschen in Kleingartenanlagen, beherbergt hier mehrere Generationen.
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Auf einer Strasse nehmen wir wieder eine Anhalterin mit ihrem Kind mit. Die Kubaner fahren viel per Anhalter, eine gute Alternative zu Bussen, die nie pünktlich oder gar nicht kommen. Auch als Tourist kann man durchaus Anhalter mitnehmen. Nach einiger Zeit gibt uns die Frau ein Zeichen, dass sie aussteigen möchte. Am Strassenrand stehen 3 ältere Männer, die ins Auto steigen. Hmm… sie sehen nicht vertrauenerweckend aus. Wir fangen an uns zu unterhalten und ich bin erstaunt, was ich von einem Semester Spanisch bei der VHS behalten habe. Die drei sind Brüder und arbeiten an einem Obststand an der Strasse. Der Hurricane hat das meiste zerstört, doch sie haben das Häuschen wieder aufgebaut. Die drei sind sehr nett und ich schäme mich fast, dass es mir vor ihnen mulmig war. Als wir an ihrem Häuschen sind, macht uns Alberto einen Vitamin-Drink aus Limetten, Ananas und einer dritten Frucht. Das schmeckt herrlich. Zum Abschied schenkt er uns noch eine Ananas und eine Frucht, die wir weder vorher gesehen haben, noch den Namen kennen. Lecker ist sie aber.
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Wir schauen uns noch ein wenig die verschiedenen Felsformationen an und fahren dann nach Piñar del Rio, wo es eine Tabakfabrik- und plantage geben soll. Wir fahren also in die Stadt. Wieder sind die Strassen zum Teil unbefestigt. Wir fragen nach der Tabakfabrik und finden wie durch ein Wunder dorthin. Leider machen sie dort gerade Mittagspause. Also machen wir uns auf der Suche nach der Vega Robaina, der Farm der lebenden Legende und des mittlerweile greisen Don Alejandro Robaina, nach dem sogar eine Zigarre benannt wurde. Wir fahren genau wie im Reiseführer beschrieben, finden aber nicht dorthin. Schilder gibt es natürlich auch nicht, wäre auch zu schön gewesen. An jeder Kreuzung stehen die Schleuser und wollen, dass wir das Fenster öffnen. Irgendwann haben wir keine Lust mehr zu suchen und ich frage einen jungen Mann danach. Er erzählt von seiner Mutter, die dort arbeitet, und seinem Baby und wir fühlen uns ein wenig auf den Arm genommen. Er will mit, was wir aber nicht machen. Anhalter mitnehmen ist eine Sache, Schleuser eine andere. Also fahren wir weiter. Er kommt mit dem Fahrrad hinter uns her, überholt und weist uns den Weg. Wir haben das Gefühl, dass das nicht mit rechten Dingen zu geht, denn wir sind nicht bei Don Robaina, sondern stehen an einer Kolchose Rote Rübe. Also drehen wir und verlassen Piñar del Rio unverrichteter Dingen. Auf die Tabakfabrik haben wir auch keine Lust mehr, denn auch dort stehen jede Menge Schleuser.
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Also auf der Autobahn zurück nach Havanna. Wieder fahren Trecker kreuz und quer über die Fahrbahn. Auch wir werden mutig. Auf der anderen Seite ist eine Raststätte. Es ist später Mittag und wir könnten etwas essen. Erny fährt über den Mittelstreifen auf die andere Seite… Genauso geht es zurück.
Irgendwie gelangen wir wieder nach Havanna in unser Viertel La Habana Vieja und finden auch auf Anhieb das Hotel wieder. Diesmal ist das Parken umsonst. War es vielleicht vorher auch schon, aber sie haben uns trotzdem Geld abgeknöpft. Es ist wie nach Hause kommen. Im Hotel ist nur noch eine Junior-Suite auf der Dachterrasse übrig. Wir haben schon einfacher gewohnt… Das Zimmer ist ca. 80 qm gross, hat eine Sitzecke, zwei bequeme Betten und ein schönes grosses Bad – mit Fön ! Wir testen es auch sofort und es hat bestanden.
Das ist unser letzter Abend in Havanna und wir sind traurig darüber. La Habana ist alt, hässlich, dreckig, hat aber einen gewissen Charme, der uns gefällt. Die vielen Plätze, an den man sitzen und das Leben betrachten kann, die wunderschönen alten Gebäude, die teilweise zerbröseln oder renoviert werden, die Musik, die überall zu hören ist, und allen vorweg die netten Menschen, die trotz ihrer Armut und Einfachheit unglaublich nett und freundlich sind - all das ist Havanna. Und wir werden es vermissen.
Den Abend verbringen wir mit Essen am Exerzierplatz. Anschliessend zieht es uns zum Abschied in die Brauerei am Plaza Vieja. Wir sitzen beim Bier draussen und hören der Live-Musik zu. Wieder im Hotel angekommen, wartet Johann, der die Nachtschicht macht, schon auf uns. Wir freuen uns ihn wieder zu sehen. Es gibt noch einen letzten Mojito in der Bar. Ich hole noch schnell die Ananas. Wir haben kein Messer dabei und ich schenke sie zum Abschied Johann. Er hat sicher Kinder, die sie gerne essen. Er freut sich sehr und schenkt mir als Dank ein Plakat von der Tropicana Show. Er ist wirklich ein sehr netter lustiger Kerl.
Es wird Zeit ins Bett zu gehen. Dank der Biere und Mojitos sind wir angenehm müde.
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