4mament Die Bands dieser Cruise wären sicher besser für die Barge to Hell geeignet gewesen, bis auf 4 alte-Herren-Rock-Bands fast alles Grunzer. Wir haben uns zwar auf keinen speziellen der zig Metal-Stile eingeschossen, aber ein „melodic“ sollte schon davor stehen. Und wenn nicht, dann sollte eine Melodie zu erkennen sein. Dennoch haben wir uns viele Konzerte angesehen, die freiwillig zuhause nie in Betracht gekommen wären. Aber fangen wir vorne an.
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Vom Hotel ging’s wieder mit einer schwarzen Stretch-Limousine zum Hafen. Obwohl die für uns sechs gebucht war, gingen auch noch drei Mann mehr mit rein. Locker. Sogar mit Gepäck. Das war für unseren Chauffeur gar kein Problem, obwohl das Trinkgeld bereits bezahlt war. Was wir uns allerdings für’s nächste Mal merken sollten, ist, Musik für unterwegs einzustecken. Auch wenn die Fahrt viel zu kurz ist, fehlt da was.
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Das Einchecken hat wieder eine gefühlte Unendlichkeit gedauert, dafür schleichen wir an der Fotostation nicht mehr uninteressiert vorbei, sondern warten, bis wir alle sechs beisammen sind, setzen in diesem Jahr unsere Hörner auf und posen.
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Unser eher gebrülltes als gesungenes „Ladies and Gentleman, welcome to the Cruise again...“ wurde diesmal von Hans-Jürgen gefilmt, unsere Kabinen waren schon geöffnet, aber aufs Gepäck mussten wir lange warten.
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Nächstes Jahr werde ich meine Flip-Flops im Handgepäck dabei haben. Alles andere wie immer: Bei bestem Wetter und ausgelassener Stimmung beobachten wir das Aufbauen der Poolbühne, buhen das nächste Kreuzfahrtschiff aus und warten darauf, dass es endlich losgeht. Zwischendurch gehen wir was essen und beteiligen uns am Musterdrill. Die Übung für den Notfall war bei den vergangenen drei Cruises immer sehr unterhaltsam. Diesmal gab’s nur lange und langweilige Wartezeit mit merkwürdigen Durchsagen, immerhin auch in Deutsch. „Good afternoon metalheads“ – “Hallo Rocker“ hörte sich ein bisschen nach Ilja Richters Begrüßung in Disco an...
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Eine Frage blieb jedoch unbeantwortet: wenn ein Rettungsring über Bord geht, sollten wir ihm einen Mann zuwerfen?
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Pünktlich zum Sonnenuntergang setzte sich unsere Majestät in Bewegung. Wobei ich darüber nachdachte, ob der Meeresspiegel eigentlich nicht kaputt geht, wenn man in See sticht? Egal, wir haben nichts gemerkt. Ebenfalls pünktlich hat ▪Swashbuckle die Konzertreihe im Spectrum eröffnet. Die säbelrasselnde Piratenbande ist genau der richtige Einstand für unsere Kreuzfahrt.
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Alle Konzerte sind mir nicht mehr in Erinnerung, der eine grunzt fast so wie der andere, viele sehen sich ähnlich. Aber etwas ist doch hängen geblieben. Zwischen all den jungen Grunzern gab es wie weiter oben bereits erwähnt vier Alt-Herren-Rock-Bands. Mein Favorit war hier ganz klar: ▪Bonfire. So viel Spaß und so viele Hits, ich wundere mich, warum die nicht mindestens so berühmt sind wie Bon Jovi.
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Dicht gefolgt von: ▪Victory. Eine Rentnerband mit tollem Rock’n Roll und gutem Sänger, dem ich leider nicht ganz abnehmen konnte, dass das auch seine Musik ist.
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Platz drei belegt: ▪Freedom Call. Die waren mir im Matrix wegen ihrer männlichen Selbstüberschätzung schon aufgefallen, musikalisch etwa auf Wolfgang-Petri-Niveau.
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Knapp aber gerecht am Treppchen vorbei: ▪Raven. Wirken so, als hätten sich die Flippers die Haare schwarz gefärbt und sich selbst auf Metal getrimmt. Erstaunlich, wie hoch der Sänger und Bassist noch mit seiner Stimme und seinen Beinen kommt. Nicht schön, aber erstaunlich.
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Und jetzt wird’s hart und härter: ▪Soilwork haben ihrem Namen alle Ehre gemacht und grunzsoilide Arbeit abgeliefert... ..
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▪Finntroll hat wie gewohnt Spaß gemacht, da wackelten nicht nur die Öhrchen.
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▪Leaves’ Eyes können von Glück sagen, dass auf dem Schiff nicht alles Glas ist, durch das man gucken kann, denn das hätte die hohe Tonlage der Sängerin sicher nicht überlebt.
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Da finde ich ▪Atrocity bedeutend besser, ohne die Augen und vor allem die Stimme von Liv.
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Marco Aro, der Sänger von ▪The Haunted, hat richtig malocht. Und zwar so überzeugend, dass wir uns mehr angesehen haben, als es die Musik erlaubte. Der war voll in seinem Element, ein gut gelaunter Brüller mit einem roten Kopf wie kurz vorm Herzinfarkt. Besonders gefallen konnte uns ein Stück vom neuen Album jedoch nicht, es war kein Unterschied zu hören.
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Mikael Stanne, Frontmann von ▪Dark Tranquillity war nicht nur charismatisch und sympathisch aussehend, sondern auch immer und überall präsent. Als ganz normaler unter ganz normalem Publikum. Stimmlich ein bisschen wie Ville Valo von HIM mit einem Grunzbonus, den man ihm gar nicht ansieht, und der unserem Vergnügen an Band und Musik nicht abträglich ist.
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Bei ▪Carcass scheiden sich meine Geister: auf der einen Seite habe ich ganz tolle Musiker gesehen und auf der anderen eine Musik gehört, von der ich nicht weiß, ob das das passende Wort dafür ist. Einstimmig bin ich jedoch bei den gezeigten Bildern: die „Karkassen“ waren unappetitlich, gruselig, abstoßend.
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▪Gloryhammer waren der absolute Hammer, hier machte schon der Soundcheck Spaß, tolle Musik, ein großartiger Sänger, ganz großes 3D-Kino.
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▪Keep of Kalessin hatten eine super-geile Soundwand mit nur 2 Gitarristen, na ja, von unplugged hat auch niemand was gesagt. Ich lese gerade, dass es ihnen übel genommen wird, dass sie sich für den Eurovision Song Contest beworben hatten. Na ja, wer sich um sein täglich Brot keine Sorgen machen muss, hat leicht reden.
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▪Rising Storm konnte mich nicht überzeugen, die Jungs waren ganz niedlich trotz ihrer Bärte, leider hat uns der Gesang verscheucht. Dünne Stimmen hab ich nämlich dicke.
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▪Izegrim ist die holländische Version von ▪Cripper. Eigentlich müsste ich es umgekehrt nennen, da die Holländer 9 Jahre „älter“ sind, aber für uns waren sie neu. Marloes ist blond und spielt nebenbei noch Bass, Britta ist schwarzhaarig und eine unterhaltsame Elchkuh. Die gemeinsame Unglaublichkeit oder unglaubliche Gemeinsamkeit ist, dass Frauen so grunzen können.
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Das Beste kommt wie immer zum Schluss: ▪Symphony X. Der absolute Höhepunkt. Volker freute sich schon lange vorher, da die Jungs so gut wie nie in unsere Nähe kommen. Eine seltene Gelegenheit also, die mal live zu sehen. Musikalisch sind sie eigentlich nicht so mein Fall. Volker nennt es Frickelmusik, gute Musiker, die zeigen, was sie können, was in meinen Ohren nicht immer harmonisch klingt. Wenn dann auch noch der Sänger mit einer übertrieben großen Geste auf die Bühne kommt, mit weit ausgebreiteten Armen als wäre er Pavarotti, dann will ich schon fast gehen. Aber ich habe beschlossen: Russel Allen darf das. Wow, was für eine Stimme. Ein unglaubliches Erlebnis, das wir uns natürlich auch ein zweites Mal auf der Rückfahrt nicht entgehen ließen.
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·4waldstättersee Auf der Rückfahrt von Costa Maya nach Miami kamen wir in schlechtes Wetter. Es regnete aus Kübeln, was die Poolbühne unbespielbar machte und den Bauchplatscher-Wettbewerb ins Wasser fallen lies. Der Skipper hatte bis zuletzt die Hoffnung, dass das Wetter noch aufklart und er seinen Zeitplan einhalten kann. Nach dem sich das Gegenteil herausstellte, wurde der Spielplan kurzerhand geändert, die Bands, die im Spectrum auftreten sollten, gestrichen, und alle anderen auf Spectrum und Theater aufgeteilt. Wir fanden das klasse. Keine weiten Wege mehr, nur jeweils eine Treppe rauf oder runter und nur noch die Bands, die wir sowieso sehen wollten. Erstaunlich, wie gut das alles klappte.
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4 haben noch nicht genug Jetzt haben wir uns so an unser Schiff gewöhnt, kennen endlich alle Wege, vor allem die kürzeren, und dann müssen wir uns an ein neues gewöhnen. Die Wege werden andere und vor allem längere sein.
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Also beschäftigen wir uns besser schon jetzt mit der Geometrie der Liberty und stellen erfreut fest, dass nicht alles neu sein wird. Ganz vorne wird weiterhin der Bug sein und ganz hinten sind Kletterwand und Viking Lounge. Schooner Bar und Boleros Lounge sind jetzt in der vierten, Sorrento’s Pizza in der fünften aber das Windjammer Café ist weiterhin in der 11. Etage.
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Und das ist auch gut so, denn der elfte Knopf im Fahrstuhl ist mittlerweile in unsere Zeigefingerspitzen eingebrannt.
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Nur auf dem Weg ins Bett müssen wir die vierte Etage vergessen und uns an die sechste gewöhnen. Unsere Kabine, die im Schiffsjargon Stateroom (= Prunkgemach, herrschaftliches Zimmer ) heißt und nichts damit gemein hat sondern eher an einen Wohnwagen erinnert, liegt jetzt nicht nur höher sondern ist auch ein bisschen größer als in der Majesty, jedenfalls sieht das auf den Fotos so aus.
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Das ist zwar gut, aber nicht weiter wichtig, da wir bei den angekündigten 60 Bands, auf weiterhin 4 Tage verteilt, eher weniger als mehr Zeit zum Schlafen haben werden. Während ich mich hier noch mit meinen Zeilen quäle, hat Volker natürlich schon wieder gebucht. Uns gefällt es einfach, im Winter nach Florida zu fliegen, nette Leute aus aller Herren Länder zu treffen – die Quote der Unnetten ist immerhin kleiner als bei der Arbeit –, Konzerte bequem im Sitzen zu genießen und Bands kennen zu lernen, die uns sonst gar nicht aufgefallen wären.
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Die Atmosphäre ist sicherlich einzigartig, nirgendwo sonst haben die auftretenden Künstler keinen abgetrennten VIP-Bereich sondern sind gezwungen, sich unters gemeine Volk zu mischen: beim Essen, im Whirlpool, bei den Konzerten. Die Metaller sind so gut erzogen – der Skipper glaubt, der elegante Rahmen des Schiffes wäre Schuld – dass die Bandmitglieder nicht ständig belagert und angequatscht werden. Ich habe da auch schon welche ganz traurig aus der Wäsche gucken sehen, weil sie überhaupt nicht beachtet wurden.
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Ich weiß nicht, ob irgendein anderes Festival auch so international besetzt ist, der Skipper ist jedenfalls ganz stolz darauf, dass diesmal 62 Länder vertreten waren. Egal ob aus Ecuador, Iran, Israel, Japan, Kirgisistan, Panama, Saudi Arabien – alle tragen schwarze T-Shirts und freuen sich, dabei sein zu können. Man sollte Musik zur Religion erheben… 4 kommen also wieder!
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