Hawai’i Acht-Null
In genau den 18 Tagen, 19 Stunden und ein paar gequetschten Minuten, in denen wir auf Hawai’i waren, haben sich die Inseln tot gestellt. Vielleicht gab’s ne Al-Qaida Warnung oder vielleicht auch nur aus Rücksicht auf mich alte Bangebuchse (ohne jegliche Betonung auf das Adjektiv). Keine Eruption, kein Schweißausbruch, Hawaii spielte tote Insel. Aber auch scheintot hat USA N° 50 seinen Charme.
Trotzdem erfüllte Hawai’i nicht meinen Traum von Südseeromantik. Dazu ist es viel zu amerikanisch. Man kann Amerika gut mit McDonalds vergleichen: auch wenn man es nicht mag, man weiß immer, was man bekommt, egal wo man is(s)t. Auch auf Hawai’i. Nur das es hier als Alternative zu Pommes, Hash Browns und Co. auch noch weißen Reis gibt. Egal ob zu Steak, Hamburger oder Spiegelei.
Wenn ich die Inseln mit drei Worten beschreiben sollte würde ich sagen: eine Mischung aus Key West und St. Lucia. Kleine hübsche Orte mit kleinen hübschen Holzhäusern, die, wären sie nicht farbig gestrichen, an eine Westernstadt erinnern, in einer herrlich grünen, bergigen Tropenlandschaft. Dass diese Berge durch Vulkane entstanden sind, sieht man ihnen auf den ersten Blick meist nicht an.
Strand- und meertechnisch kann Hawaii allerdings nicht mit der Karibik mithalten. Das Wasser ist oft steinig, selten türkis und recht kalt und der Sand angeschüttet. Das Lebensgefühl der Hawaiianer kann sich nicht mit dem der Kariben messen lassen. Und auch nicht die Musik: das Ukulelen-Gejodel kann man sich im Gegensatz zu Soca nicht drei Wochen anhören und man ist auch nicht versucht, es mit nach Hause nehmen zu wollen.
Die Sandwichinseln lassen sich gut als Ganzes betrachten. Die Unterschiede der einzelnen Inseln sind nicht so bedeutend. Auf der einen gibt es mehr Landschaft, höhere Berge, tiefere Wasserfälle, auf der anderen höhere Häuser, mehr Japaner und noch mehr ABC-Läden, auf der nächsten mehr junge Leute, Surferidylle und 70er Jahre-Flair, auf der einen mehr grüne Roberts- und auf der anderen mehr weiße Jacks-Reisebusse – und auf Kauai hat es mir am besten gefallen.
Wäre ich Main-Land-Amerikaner würde ich jedes Jahr eine andere Insel besuchen. Aber so muss sich, bei 18 Stunden Anflug, die Reise lohnen.
Die Flüge (und es gibt fast ausschließlich diese Möglichkeit des Inselhoppens) sind recht unproblematisch. Wo wir in Dortmund auf dem Weg nach Wien noch eine kostenlose Krebsvorsorgeuntersuchung über uns ergehen lassen müssen, freut sich das Bodenpersonal auf Hawai’i singend auf seinen Dienstbeginn. Die Abfertigung ist vergleichbar mit der Kasse bei Aldi, man kann seine Sachen gar nicht so schnell vom Band fischen, wie die damit durch sind.
Leider hatten wir Pech bei allem, was Hawai’i so einzigartig macht. Die Aussicht auf dem Haleakalā war so vernebelt oder umwölkt, dass die Sicht gleich Null war und wir die Hand vor Augen nicht sehen konnten. Die perfekten, sonst haushohen Wellen waren nur hundehüttengroß und die Surfer mussten sich schon sehr anstrengen, wenn sie nicht zum Strand zurück paddeln wollten. Auf dem Mauna Kea hatte es geschneit und die unbefestigte Straße war daher für uns nicht befahrbar. Der Lavafluss des Pu’u ’Ō’ō-Kraters, der sich normalerweise spektakulär ins Meer ergießt, floss für uns alle unsichtbar unterirdisch. Und der Kilauea gab durch den zuvor reichlich gefallenen Regen ungesunde Dämpfe von sich und so durfte man ihn nur aus dem geschlossenen Auto betrachten. Immerhin bescherte uns eben dieser Regen gewaltige Wasserfälle. So gleicht sich halt einiges aus.
- … oder spielst du schon?
Neulich las ich in einem Bericht über den Faaker See, Kärnten sei ein Golferland. He? Ist denn nicht mittlerweile die ganze Welt in Golferhand? Während sich Politik und Bevölkerung noch darüber sorgen, ob über kurz oder lang alles Kopftuchland sein wird, haben es die Golfer doch schon längst still und leise übernommen. Mich wundert, dass sie nicht längst auf dem Mond spielen, obwohl — wenn ich mir die Golfcars so ansehe, die erinnern schon stark an ein Mondfahrzeug…. Die 80 Golfplätze, die es alleine auf Hawai’i gibt, sprechen jedenfalls für sich.
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