Es war bewölkt, deshalb haben wir uns heute morgen etwas Zeit gelassen. Ich wollte Uli den Rest der Südostküste zeigen, Santanyi, Cala Figuera, Cala Mondrago usw.
Unser erster Stop war im Supermarkt, Eroski hört sich allerdings eher wie ein polnischer Puff an, aber es gab jede Menge Schinken und Käse zur Auswahl. Ich habe mich heute für einen ganz normalen Serrano entschieden, den für 14,98 €. Und eine Dose Fanta Limon, in Deutschland gibt es diese Sorte nicht mehr. Heißt evtl. so, schmeckt aber nicht so gut. Die Dose steckte ich in den Dosenhalter, in dem ich sonst während der Fahrt immer mein Portemonnaie unterbringe, das jetzt ins Handschuhfach kam.
Der erste Teil der Strecke, bis Campos, kannten wir schon von gestern. Als ich ein Schild nach Cala Llombards sah, erinnerte ich mich an Es Pontas, eine Art Torbogen oder Arch, der hier irgendwo in der Nähe ist. Da ich nicht mehr genau wusste, wie man hin kommt, fuhr ich zunächst zum Strand. Uli war gleich auf den ersten Blick begeistert von der wunderschönen Bucht. Wir stiegen deshalb aus und sahen uns die nähere Umgebung an.
In einiger Entfernung konnte man auch den Torbogen sehen, der nur aus dieser Richtung nicht als solcher zu erkennen war.
Als wir zurück zum Auto gingen, stand ein anderer Wagen, ein silberner Ford Focus, quer hinter unserem Jeep. Ich sagte zu Uli: “Da ist jemand an unserem Wagen”. Es sah so aus, als würde sich jemand einen Pullover überziehen und ins Auto steigen, das sofort weg fuhr. Ein paar Sekunden später waren wir am Jeep, stiegen ein, und ich vermisste unsere Rücksäcke, die wir sorglos auf dem Rücksitz liegen gelassen hatten. Da der Jeep weder einen Kofferraum noch überhaupt einen uneinsehbaren Stauraum hatte, haben wir es den Dieben natürlich auch sehr leicht gemacht. Die Reiß- und Klettverschlüsse des Wagendaches machen es missratenen Kreaturen leicht, an den Wageninhalt zu gelangen.
Scheiße, haben die uns doch beklaut. Wir fuhren sofort hinterher. Das Dorf ist leider eins, das aus vielen kleinen und kleinsten Gassen besteht und daher sehr unübersichtlich. Für eine “Verfolgungsjagd” also recht ungeeignet. Auch unsere Erfahrung aus vielen Folgen der “Straßen von Cala Llombards” nützte uns hier nichts. An einer Kreuzung sah Uli in einiger Entfernung etwas auf der Straße liegen. Die Rücksäcke. Nicht leer, aber Uli’s Bauchtasche und ihr Portemonnaie fehlten. So ein Mist. Panik kam auf. Wir fuhren weiter, an der nächsten Kreuzung bin ich aber wohl verkehrt abgebogen, wir haben den Klauwagen jedenfalls nicht wiedergefunden. Im nächsten Dorf hielten wir an der Telefonzelle, ich rief sofort bei Mastercard an, um die Kreditkarte sperren zu lassen. Mein Portemonnaie war ja im Handschuhfach und glücklicherweise noch da. Die Nummer stand auf der Rückseite meiner Karte, etwas Kleingeld hatte ich auch. Am anderen Ende war ein echter Mensch, der die Sperrung sofort ausführte und uns eine Nummer gab, bei der wir die EC-Karte sperren konnten. Da war leider nur ein Automat am anderen Ende, noch schlimmer, alle Zahlen mussten gesprochen werden und der Kasten hat mich ständig falsch verstanden. Die Summe im Display wurde immer weniger. Endlich kam wieder ein richtiger Mensch ins Spiel, nach mindestens 5 Minuten und konnte die Karte sperren.
Einzelheiten und alle Nummern gibt es bei Notfall. Druckt euch das ruhig mal aus. Aber dann nicht in die Geldbörse stecken, sondern ins Handschuhfach oder in eine Hosentasche.
Was nun? An weitere Besichtigungen war nicht zu denken. Unser kriminalistischer Spürsinn zog uns wieder an den Tatort zurück. Dorthin, wo wir die Rucksäcke gefunden hatten. Was würde der Alte Kommisar Derrick machen? Würde Harry den Wagen der Diebe vorfahren? Was würde Conan ermitteln? Wir haben insgesamt fast 3 Stunden lang hinter der Straßenmauer fast jeden Grashalm umgedreht und dabei 4 Portemonnaies gefunden, 3 leer, eins noch mit Ausweis und EC-Karten. Leider nicht die Richtigen.
Wir brachen die Suche ab und fuhren nach Santanyi, ins Großstadtrevier der Guardia Civil, wo wir alles schilderten, damit Uli ein offizielles Papier in der Hand hatte, weil man das Flugticket bei Easyjet nur gegen Vorlage des Ausweises bekommt. Es war bekannt, daß an den Stränden häufiger geklaut wurde, großes Interesse zeigte aber niemand in der Polizeistation daran. Immerhin war der Beamte, der alles aufnahm, wir sprachen in einem spanisch-englischen Kauderwelsch, sehr nett. Der Täterbeschreibungsvordruck war sehr politisch korrekt. War der Täter a) Afrikaner b) Zigeuner c) Arabischer Abstammung usw....
Ob das Auto denn aufgebrochen worden wäre. Nein? Da hätten wir ja Glück gehabt, sonst wäre auch noch eine längere Anzeige bei der Autovermietung fällig gewesen.
Fazit: Fremder, gehst du irgendwohin, nimm deine Wertsachen mit und lasse nicht im Auto...
Das Portemonnaie mit dem Ausweis und den Karten haben wir nicht abgegeben, sondern von Deutschland aus an den Besitzer geschickt, der gar nicht wusste, ob es geklaut war oder er es verloren hatte.
|