Insellösungen
Wir haben dem Wettergott geopfert, was das Zeug hält. Ich habe mir ein NY-Cap gekauft, obwohl ich noch in trauriger Erinnerung habe, wie schmählich mich die Kappe vom und gleich wieder am Maho-Beach auf St. Maarten im Stich gelassen hatte, und Volker hat einen Regenschirm unseres Hotels ziemlich raffiniert an der Rezeption vorbeigeschleust – und schon sitzen wir wieder in der Sonne mit Blick auf den Pool und die hauseigene Marina dahinter. So kann’s bleiben.

Die Hamptons. Wer in New York etwas auf sich hält, das nötige Kleingeld hat und die Stadt übers Wochenende verlassen möchte (und wer möchte das nicht), fährt in die Hamptons und besitzt dort womöglich eines der schönen Ferienhäuser. „Die Hamptons“ sind mehrere Städtchen, die mit ...hampton enden und am nördlichen Ende von Long Island liegen, also möglichst weit weg von New York City.

Ich habe immer davon geträumt, solch ein schönes Holzhaus zu besitzen (oder wenigstens mal darin zu wohnen) und sah mich schon auf der großen, überdachten Veranda davor am Abend in einem Schaukelstuhl schaukeln. Auf der ganzen Strecke von Long Island über Rhode Island nach Cape Cod wimmelt es davon, ein Haus schöner als das andere.

Die schönsten und größten sieht man in Newport: Sandburgen aus Holz mit überproportionalen, griechischen Säulen und gigantischen Kiesauffahrten davor.

Die mit den prominentesten Besitzern oder Vorbesitzern sieht man leider nicht auf Marthas’s Vineyard. Aber bucht man dort eine Inselrundfahrt, dann zeigt der Guide auf unscheinbare Einfahrten, hinter denen z. B. Familie Obama urlaubt.

Als wir mit der Fähre auf Martha’s Vineyard ankamen, hatten wir die Wahl: 2 Fahrräder leihen für je 29 $, 2 Roller leihen für je 79 $ oder einen Mustang leihen für 89 $. Wir haben uns für eine Busrundreise für 33 $ pro Person entschieden.

Der Fahrer des ausrangierten Schulbusses, ein wind- und wettererfahrener, sehr knackiger 60-jähriger, der den windstillen Rest des Jahres auf Key West lebt, konnte freihändig fahren. In der rechten Hand hielt er einen Krückstock, mit dem er uns entweder auf der handgemalten Karte über ihm zeigte, wo wir gerade waren, oder in die rechte Richtung wies, wo es gerade etwas zu sehen gibt.

Mit seiner linken Hand schob er das Fenster auf, damit er dort heraus Sehenswertes zeigen konnte. Mit welcher Hand hat er eigentlich seinen Kaffeebecher gehalten? Und womit hat er gelenkt?

Auf Martha’s Vineyard lebten und leben jedenfalls viele Prominente. Diana Ross hat das seiner Meinung nach schönste Haus (er war wohl noch nie in Newport) und Ted Denson das seiner Meinung nach größte Problem (mit ungebetenen Besuchern). Aber der häufigste Name, der Erwähnung fand, war Kennedy. Hier ein Absturz, dort ein Unfall, hinter jener Hecke ein Skandal. Auf eine Nachfrage: klar, kenn i di.

Der Guide zeigt außerdem und ungefragt auf den ältesten Baum, was an sich nicht so spektakulär wäre, wären nicht alle seine Kollegen gefällt worden.

Er hielt im kleinsten Städtchen an: eine Feuerwache zur Rechten, eine Bücherei zur Linken. Wäre der alte Schulbus länger, hätte er gar nicht reingepasst. Das war’s. Und er zeigte uns eine neue Polizeistation, die in einem ehemaligen Kindergarten untergebracht ist. Die haben dort für die Gefangenen zwar kein Gefängnis, dafür aber ein Klettergerüst und eine Schaukel.