Heute war der weltberühmte Watkins Glen State Park dran. Kurz vor 9 kam ich an, zog einen Parkschein für 8 $, der bis zum Sonnenuntergang gültig war, und machte mich auf die Reise, nicht ohne vorher im Visitor Center noch 3 wichtige Fragen gestellt zu haben.
Gibt es viele Bugs bzw. Moskitos unterwegs?
Ist eine Toilette am anderen Ende?
Wie ist die Temperatur in der Schlucht?

Die Antworten “no”, “yes” und “a little bit colder” waren zwar positiv, eigentlich aber nicht von Bedeutung, weil es die falschen Fragen waren.

Was ich nämlich nicht fragte: geht es von hier aus ca. 800 Stufen bergauf bis man am anderen Ende ist?
Nein, das habe ich nicht gefragt.....

Die Antwort ist auf der (englischen) Webseite des Parks zu erlesen: Innerhalb von drei Kilometern steigt der Bach des Glen 400 Fuß über 200 Fuß hohe Klippen hinab und erzeugt 19 Wasserfälle entlang seines Verlaufs.
Diesen Satz hatte ich aber irgendwie überlesen.

Und so stellte ich schon nach den ersten Metern fest, dass wohl recht viele Stufen vor mir lagen, schon auf dem Weg zur ersten Brücke, und es nicht so aussah, als ginge es irgendwann bergab. Trotzdem genoss ich zunächst die tolle Landschaft.

Wow. Wow. Und nochmal Wow.
Toll. Ein Slot Canyon mit Wasserfällen drin. Und ich konnte überall lange Pausen einlegen, sowohl zum genüßlichen Anschauen als auch um die Wartezeit, bis ich ruhig atmen konnte, zu überbrücken. Schwer atmen tat immer noch weh.
Ich bin sowas von jenseits jeglicher Kondition, ich muss dringend etwas tun, damit ich nicht schon beim aufstehen von der Couch anfange zu hecheln.

Aber je länger ich unterwegs war, desto besser ging es bzw. ging ich. Der Spaß und die tollen Ausblicke liessen irgendwann den fehlenden Atem und die Rippenschmerzen vergessen.
Wenn es so aussieht als wäre ich alleine unterwegs gewesen: war ich natürlich nicht, aber die paar Leute, die noch da waren, stauten sich nur an den neuralgischen Stellen wie Brücken oder unter Wassserfällen, ansonsten ging es sehr ruhig zu.

Natürlich gab es hier und da “splash zones”, aber die waren erfrischend und störten nur diejenigen, die Angst um ihre Handys hatten, die natürlich auch hier dauerhaft genutzt wurden. Ein Selfie kann ja nicht einfach auf der Speicherkarte schmoren sondern muss gleich instagrammisiert werden. Dass man dabei dann auch mal ausrutscht und hinfällt gehört dann dazu und ist für den Aussenstehenden (also mich) immer amüsant.

Die Glen Cathedral ......

... und die Rainbow Falls - ohne Regenbogen.

12.8.2019 - 10:02
Nach genau 57 Minuten, hatte ich die erste Meile geschafft.
Eine Alternative ab hier wäre der “Indian Trail” gewesen, oberhalb der bisherigen Strecke. Aber allein die ersten steilen Stufen dieses Trails hielten mich davon ab, auch nur daran zu denken, diesen Weg zu gehen.
Zum Ausgang ging es geradeaus weiter, also genau das Richtige für mich.

Der Nachteil zum Thema “geradeaus”: ab jetzt wurde es langweilig, es war flach und es gab keine Wasserfälle mehr. Flach allerdings nur bis zum Ausgang, “Jacob’s Ladder” genannt. Hoch bis zur Brücke, 96 Stufen, zum Glück mit Bänken unterwegs.

12.8.2019 - 10:21
Oben erstmal auf die Toilette, dann hinsetzen, ausruhen, aushecheln und auf den Bus warten, der zurück zum Parkplatz fährt.
Diese Fahrt war dann ganz lustig mit einer Gruppe Nonnen, Krankenschwestern oder Amishinnen. Welche Funktion die Damen genau hatten war mir nicht ganz klar, auf jeden Fall war es eine lustige Truppe.

Fazit: wer gut zu Fuß ist geht einmal hoch bis zum Ende und dann wieder zurück. Wer nicht so gut zu Fuß ist geht bis zum Mile Point und dann wieder zurück oder fährt ab dem Parkplatz gegenüber des Visitor Centers mit dem Bus für 5$ nach oben und geht die komplette Strecke bergab.

Unten im Visitor Center fragte ich dann nach einem Stempel - und es war sogar einer da, inklusive des dazugehörigen Designers. Da alle Anfragen bezüglich eines Stempels von der obersten Parkverwaltung abgelehnt wurden, haben sich die Mitarbeiter einen Eigenen gemacht. Stempelwünsche gibt’s wohl zur Genüge.
Ich hab mir dann noch ein Autogramm des Designers geben lassen, mehr aus Spaß, aber ihm hat es Spaß gemacht etwas zu signieren.