Sun Studio

♪ Well, that's all right, mama that's all right for you
That's all right mama, just anyway you do ♪
 

Was gibt’s in Memphis zu sehen? Zunächst mal den Supermarkt, in dem es heute Geld geben würde. Ich war nicht der Einzige, der sich $$$ auszahlen lassen wollte, 5 Personen waren vor mir und es dauerte eine halbe Stunde, bis ich an der Reihe war. Ich gab meine Buchungsnummer ab und die Dame hinterm Tresen hatte ca. 20 Minuten zu tun um nach diversen Fragen an ihren Chef und einem Telefonat mit Western Union endlich zu sagen: everything is okay, you get your money.
Uff, geschafft. Volles Portemonaie, alles bestens. Danke Petra.

Gleich um die Ecke war das Sun Studio von Sam Phillips. Da wollte ich sowieso rein.
Eintritt bzw. Beitrag für eine Tour durch das Studio 14 $, kostenloser Parkplatz auf dem Hof.
Ich wollte es noch einmal mit meiner AMEX probieren, sollte eine Pin-Nummer eingeben und machte das auch. Danach schaute ich mich ungläubig an. Keine Nummer? Doch, natürlich hab ich eine, ich hatte es nur vergessen. Nicht die Nummer, sondern dass es eine gab. Mal schauen wie lange es noch dauert bis ich ins Heim muss.....

Mittwoch, 19.9.
Nach einem kleinen complimentary Frühstück geht’s heute auf Geschichtskultour. Zunächst besuchen wir das Sun-Studio, das in den 50er Jahren eine Menge bekannter Rock'n‘Roll Größen hervorgebracht hat. Darunter auch eine stattliche Anzahl Schwarzer, die sonst kein Bein auf den weißen Musikboden stellen durften. Ike Turner, Rufus Thomas,... die Besucher waren aber eigentlich nur an einem interessiert: Elvis Presley.

Sun Studio Cafe, hier beginnt die Tour

Dies ist das Studio, in dem er als achtzehnjähriger entdeckt wurde. Gut, Johnny Cash war auch hier, aber Elvis hat das Mikrofon angefasst oder besser angehaucht, da gehen die Fans steil und küssen sogar das olle Ding.

Sun Studo - das originale Mikrofon in das Elvis geschluchzt hat

Das Museum an sich ist nicht sooo spektakulär. Ich wette, manch Fan hat mehr Stücke in seiner Sammlung. Aber hey, hier ist das original Studio mit dem original Fußboden mit dem original Loch, in dem der Bass stand. Spannend für mich ist der Guide, der viel und enthusiastisch erzählen kann und der das noch obendrein mit Gitarre, Klavier und Schlagzeug untermalt.

Uli untermalt auch ein bißchen.....

 

 

Im Sun Studio machte Elvis Presley seine ersten musikalischen Gehversuche. Mir nicht bekannt war, dass auch Johnny Cash, B.B. King, Jerry Lee Lewis und Roy Orbison ihre ersten Singles hier aufnahmen.

Sun Studio Memphis

Sam Phillips war allerdings nicht der Entdecker dieser Musiker, sie kamen zu ihm weil er billig war - und er nahm ihre Lieder auf, zunächst direkt auf eine Schallplatte, in Ermangelung einer Bandmaschine.
Unser Reiseleiter erklärte viele Zusammenhänge und Anekdoten, mir größtenteils verständlich, da mir die meisten Namen bekannt waren.

der Austellungraum

Das angeblich erste Rock’n Roll Lied entstand hier, Rocket “88” von Jackie Brenston, geschrieben von Ike Turner.
Ein Gitarrenverstärker war während einer Fahrt zu einem Auftritt aus dem Auto und der Lautsprecher aus der Box gefallen. Im Studio wurde er wieder eingesetzt und mit Pappe ausgestopft. Dadurch entstand der erste verzerrte Sound der Musikgeschichte. The first Distortion invented by Ike Turner, allerdings zufällig.

Rocket 88 by Jackie Brenston

Rufus Thomas’ “Bear Cat” war als Antwort auf Big Mama Thorntons Hit “Hound Dog” gedacht, doch durch die Ähnlichkeit der beiden Songs wurde Phillips, der als Komponist aufgeführt war, verklagt und musste so gut wie alle seine Studioinstrumente verkaufen um 20.000 $ an Big Mama’s Plattenfirma zu zahlen.
Und von wem kennt man heute dieses Lied? Elvis, seine Version war der Welthit.

Bear Cat by Rufus Thomas

Welcher Musiker mit seiner im Sun Studio aufgenommenen offbeat-artigen Art des Klavierspielens speziell in New Orleans gerne gehört wurde und wie diese Musik von dort nach Jamaica gelangte und dadurch dort der Ska erfunden wurde, habe ich nicht so ganz verstanden. Aber es sind interessante Zusammenhänge. Es könnte sich um Fats Domino gehandelt haben.

Der originale Control Room C der WHBQ Studios, der im Hotel Chisca stand und aus dem “Daddy-O” Dewey Philips seine Sendungen verbreitete sollte bei der Hotelrenovierung im Jahr 2013 auf dem Müll entsorgt werden und landete stattdessen hier im Sun Studio.

Control Room C der WHBQ Studios

Sun Studio Memphis

Als Elvis endlich genug Geld gespart hatte um zwei Songs für seine Mutter aufzunehmen war Sam Phillips gar nicht im Haus, die Aufnahmen wurden von einem Tontechniker betreut.
Sam’s Sekretärin Marion Keisker erzählte anschließend dass sie da eine tolle Stimme gehört hätte und das man dem Jungen eine Chance geben sollte. Es gab bisher keine weissen Sänger, die “schwarze” Musik singen konnten. Mit so einem könnte man eine Menge Geld verdienen.
Elvis sang dann eine Stunde lang zusammen mit Gitarrist Scotty Moore und Bassman Bill Black, aber Phillips sagte irgendwann dass er eine Tasse Kaffee trinken gehen wolle. Die Musiker wussten dass es so gut wie ein “thumbs down” war und wollten ihre Instrumente einpacken. Elvis nahm eine Gitarre und spielte und sang Arthur Crudup’s “That’s Alright” - und damit überzeugte er Phillips. Der nahm den Song auf, 2 Tage später - am 8.Juli 1954 - wurde er bereits im örtlichen Radio in der “Red Hot and Blue Show” gespielt - und so begann die Karriere von Elvis Presley.

Bassfrau Ulrike 

Das Studio wurde jahrzehntelang für alle möglichen Verkaufsräume genutzt, sogar für ein Geschäft für Taucherausrüstungen, das in Memphis eigentlich recht fehl am Platze war. Allerdings wurde alles mehr oder weniger so gelassen wie es die Nutzer vorgefunden hatten. Der schwarze Fleck neben dem Mikro war von den Schuhen der Gitarristen, das Loch im Boden vom Kontrobass, der immer an der selben Stelle gespielt wurde, weil dort die beste Akustik war.

Wie ihr lesen könnt habe ich ne Menge von dem, was der “Reiseleiter” erzählt hat, behalten. Dabei vergesse ich sonst immer so gut wie alles.
Was bestimmt nicht erklärt wurde: wieso färbte sich Elvis schon in jungen Jahren die Jahre schwarz, von Natur aus war er dunkelblond. Ich habe aber auch vergessen zu fragen....

Das Million Dollar Quartett - Jerry Lee Lewis (der mit “Great Balls of Fire” den größten Verkaufserfolg des Sun Labels veröffentlichte), Carl Perkins, Elvis und Johnny Cash jammten eines Nachts stundenlang im Studio und zufällig lief eine Bandmaschine mit. Durch Sam’s schlechte Erfahrungen mit Lizenzzahlung wurden diese Aufnahmen aber erst viel später von RCA veröffentlicht.
Elvis war von diesen 4en übrigens der Einzige, der “nur” singen konnte, die anderen 3 komponierten ihre Songs selber.

Jerry Lee Lewis, Carl Perkins, Elvis und Johnny Cash

Da jeder der Anwesenden ein Foto von diesem Mikro machten, habe ich auch eins geknipst. Damit hat Elvis seine ersten Songs aufgenommen, ein paar Partikel seiner DNA sind vielleicht noch irgendwo drin versteckt.

sun1809

Nach dem Ende der Veranstaltung durften diejenigen, die als letzte geblieben waren, noch ins “Allerheiligste”, den Aufnahmeraum.
Sehr interessant, wie die Technik früher aussah, auch wenn ein Apple-Keyboard zu sehen war.
Insgesamt war es ein sehr informativer Besuch - kann ich jedem, der in der Nähe ist, nur empfehlen. 

Sun Studio Memphis

Auf den Spuren der Rock ’n’ Roll-Stars

Gibson GuitarsDie Revolution began 1954, als Bill Haley and the Comets in New York für Decca Records vors Mikrofon traten. Ihr Song “Rock around the Clock”, von dem weltweit 25 Millionen Schallplatten verkauft wurden, gilt als die eigentliche Geburtsstunde des Rock ’n’ Roll, und keine andere Musikrichtung hat so sehr das Lebensgefühl einer ganzen Generation geprägt. Rock ’n’ Roll mit seinen Enflüssen aus Swing, Rhythm & Blues und Country/Folk stand für das Aufbegehren gegen spießbürgerliche Normen, heiße Tänze und Freiheit.
Wer sich auf die Spuren der Größen des Genres begeben will, findet sich vor allem in den Südstaaten der USA wieder. Von Little Richard bis zu Elvis Presley standen hier die Geburtshäuser der Musiker, die in den 50er Jahren schon nach wenigen Hits zu Idolen wurden.
Little Richard mit seiner unverkennbaren gegelten, hochtoupierten Tolle war einer der wenigen Afroamerikaner, die das Genre mitdominierten. Seine ersten Auftritte hatte der aus einer armen Predigerfamilie stammende Musiker bereits in seiner Kindheit als Gospel-Sänger und Pianist in seiner Heimatstadt Macon in Georgia. Seine echte Bühnenpremiere kam mit 13 Jahren, als er in Miss Anne’s Tic Toc auftrat. Heute ist aus dem Club ein Restaurant geworden. Ruhm fand Little Richard im Alter von 23 Jahren mit „Tutti Frutti“. Kurz darauf folgten Hits wie „Good Golly, Miss Molly“ und „Lucille“, die ihn zum Rock’n’Roll-Megastar machten. Sein Geburtshaus ist mittlerweile ein Gemeinschaftszentrum, aber Ausstellungsstücke wie Little Richards Klavier sind im Tubman Museum und im Allman Brothers Band Museum in Macon zu besichtigen.

Die unangefochtene Nummer eins ist und bleibt der „King“, Elvis Presley. Sein 580 Kilometer von Macon entferntes Geburtshaus in Tupelo in Mississippi ist noch heute Pilgerstätte für rund 80.000 Fans.
Das kleine, in der Weltwirtschaftskrise gebaute Holzhaus ohne fließend Wasser oder Strom ist geografisch nur 120 Kilometer von der Musikmetropole Memphis entfernt, in der der aus ärmlichen Verhältnissen stammende Lastwagenfahrer Elvis zum musikalischen Superstar wurde. Aber der Kontrast der beiden Städte versinnbildlicht auch, wofür Rock’n’Sun Studios MemphisRoll stand – für den Abschied von den kleinbürgerlichen Sitten und strikten Regeln wie in Tupelo und der Hinwendung zu einer von ihren eigenen Regeln geprägten Kultur wie in Memphis. Und obwohl die Südstaaten weiterhin streng rassengetrennt waren, sprachen Musiker wie Little Richard und Elvis mit ihren Songs die farbige Bevölkerung genauso an wie die weißen Amerikaner.
Das „Sun Studio“ in Memphis, wo Elvis seine ersten Hit-Single „That‘s Alright“ aufzeichnete, ist bedeutsam. Auch Johnny Cash, Roy Orbison und Jerry Lee Lewis nahmen hier Schallplatten auf. Heute können die Tonstudios zwar tagsüber besichtigt werden, aber abends werden noch immer Songs aufgenommen.
Das Mekka für Rock ’n’ Roll-Fans ist seit Jahrzehnten Graceland, GracelandElvis‘ palastartiger Landsitz, in dem unter anderem sein Dschungelzimmer und seine Trophäensammlung zu besichtigen sind. Im Meditationsgarten ist der „King“ beerdigt.
Aus dem kleinen Ort Ferriday in Louisiana im tiefen Süden stammt Jerry Lee Lewis, der genau wie Little Richard und Elvis mit Gospel-Musik aufwuchs. Als 21-Jähriger machte er den Sprung nach Memphis, und schon bald nach Elvis fand auch er mit im „Sun Studio“ aufgenommenen Hits wie „Whole Lotta Shakin‘ Goin‘ On“ und „Great Ball of Fire“ Erfolg, bis seine Ehe mit einer 13-Jährigen zu einem karriereschädigenden Skandal führte.
Chuck Berry, der aus St. Louis stammende Erfinder des Entengangs, widmete der Haupstadt des Rock ’n’ Roll mit „Memphis, Tennessee“ sogar einen eigenen Song. Die Stadt St. Louis, in der sich am Mississippi-Ufer Südstaaten-Gepflogenheiten mit den Sensibilitäten des Mittleren Westens verbinden, hat außer Berry noch andere musikalische Größen wie Janis Joplin, Miles Davis und Tina Turner hervorgebracht. Ihnen ist im Viertel „The Loop“ der „St. Louis Walk of Fame“ gewidmet.
Doch nicht nur Memphis steht für die Stars des Rock ’n’ Roll. Das Spielerparadies Las Vegas, in dem seit Jahrzehnten das Showbusiness ebenso ernst genommen wird wie das Glücksspiel, war für viele Stars ein zweites Zuhause, der nostalgische Charme der 50er Jahre ist allerdings vergangen.
Jerry Lee Lewis nahm in Las Vegas 1970 ein Live-Album auf. Little Richard hatte seinen jüngsten Auftritt als Headliner in der Wüstenstadt im Jahr 2013.
 
Kein Frontier Hotel & Casino Las Vegaszweiter Musiker ist jedoch so mit Las Vegas verbunden wie Elvis Presley. Der Musiker und Schauspieler, der in „Viva Las Vegas“ aus dem gleichnamigen Film Poker, Blackjack und Roulette besang, hat überall seine Spuren hinterlassen. Sieben Jahre lang, von 1969 bis 1976, trat Elvis mit zwei Shows pro Tag im „The International“, das später zum „Hilton“-Hotel wurde, auf.
Doch seine Verbindung mit Las Vegas reicht bis in seine frühen Jahre zurück. 1956, als er mit „Heartbreak Hotel“ die Jugend in Verzückung versetzte, debütierte er im „New Frontier Hotel“. Erst 1963 kehrte der „King of Rock ’n’ Roll“ nach Las Vegas zurück.
Eine Ehrung, die für den King posthum war, war die Aufnahme als einer der ersten zehn Künstler in der 1986 eröffneten „Rock ’n’ Roll Hall of Fame“ in Cleveland, Ohio. Außer Elvis wurden bei der nach New York verlagerten Aufnahmezeremonie auch Chuck Berry, Buddy Holly, Fats Domino, James Brown, Ray Charles, Sam Cooke, die Everly Brothers und Little Richard geehrt. Das am Eriesee gelegene Gebäude verbindet Ruhmeshalle und Museum in einem.
Bill Haley wurde übrigens erst ein Jahr später in die „Rock ’n’ Roll Hall of Fame“ aufgenommen. Und auch wenn der Süden dominiert, lassen sich für Fans fast überall in den USA Spuren der Rock ‘n‘ Roll-Helden entdecken.

 

 

 

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