Als wir morgens aus unserem Zimmer gehen, überfällt uns erstmal der Kälteschock. Es ist deutlich abgekühlt über Nacht und das Thermometer in unserem Jeep zeigt gerade mal noch 8 Grad an. Die Rangerin im Visitor Center hat uns gestern schon vorgewarnt, dass es aufgrund eines Blizzards im Westen abkühlen soll, aber gleich so sehr???
Nun gut, ist nicht zu ändern. Das Wetter ist trotzdem noch toll, nur wenige Wolken sind zu sehen. Erstmal genießen wir wieder den Blick durch das Window.
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Über dem Chisos Basin thront majestätisch der Fels Casa Grande und wir beschließen, den Tag in den Chisos Mountains zu verbringen.
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Frisch gestärkt nach dem Frühstück gehen wir erstmal in das Chisos Visitor Center und erkunden uns nach den Bedingungen der Trails. Eigentlich wollten wir den Trail zum South Rim laufen, aber der Ranger rät uns davon ab: der Trail ist ziemlich lang und da es schon ca. 10 Uhr sind und gegen 17:00 dunkel wird, könnte es mehr als eng werden mit der Zeit. Dazu kommt noch, dass wir eigentlich zumindest auf dem Hinweg immer relativ viel Zeit brauchen, da wir uns die Pflanzen und Steine immer genau ansehen und auch schon mal eine Pause einlegen, um Tiere zu beobachten. Wir verschieben daher diese Wanderung auf einen späteren Besuch – denn schon jetzt steht fest, dass wir nach Big Bend nochmal hinkommen werden.
Es steht noch der Emory Peak zur Auswahl, aber auch hier ist der Trail recht lang und am Schluss muss man noch über Felsen nach oben klettern. Bei meinem Glück – ne, besser nicht.
Also nehmen wir den zweithöchsten Gipfel und laufen den Lost Mine Trail. Der Trailhead ist nur wenige Meilen vom Basin entfernt .
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Der Trail geht gleich recht steil los, ist aber wunderschön.
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Auch hier gibt es für 1 USD einen Self-Guide, der sich an Marker am Wegrand orientiert. Auf dem trail ist relativ viel los und gleich der erste Wanderer begrüßt uns mit einem „Happy Thanksgiving“ – was wir an dem Tag noch gefühlte 1 Mio mal zu hören bekommen bzw. sagen.
Es ist ziemlich kühl heute, aber beim Laufen wird uns schon gut warm. Auch hier haben wir wieder tolle Ausblicke auf verschiedene Felsen
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Da es hier in den Bergen immer deutlich kühler als am Fluss ist und hier auch der meiste Niederschlag fällt, ist es super grün, der Weg macht uns immer mehr Freude.
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Kakteen gibt es hier natürlich auch, hier eine Agave
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Und hier eine Yucca-Art. Blütezeit ist April/Mai, womit schon der Zeitpunkt feststeht, wenn wir nochmal wieder kommen ;-))
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In dem kleinen Selfguide steht drin, dass diese Kakteen nur 1x im Leben blühen und dann im Folgejahr absterben.
Und weitere Kakteen säumen den Weg
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Zwischendurch sehen wir immer wieder Casa Grande, diesmal von der anderen Seite
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Außerdem gibt es Unmengen von Juniper Bäumen, die sich schälen, d.h. die Rinde verlieren
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Der Trail ist 4,8 Meilen roundtrip. Wir sind nach ca. 2 Stunden oben, müssen zunächst aber noch über einen offenen Grat ...
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bis wir am Ziel ankommen.
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Damit ihr mal seht, wer hier schreibt: Das sind wir, links Rainer, rechts ich (ha, ha!)
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wir genießen bei einem Picknick die phantastische Aussicht auf die umliegenden Berge, auf der rechten Seite Emory Peak und South Rim.
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Und auch von hier kann man durch das Window gucken.
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Auch wenn der Rückweg der gleiche Weg zurück ist, bietet die andere Perspektive wieder tolle Motive
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Dennoch geht es zurück wie immer deutlich schneller als hin und wir sind nach ca. 3 Stunden wieder am Auto.
Der Tag ist noch lang und wir haben uns gerade so richtig schön eingelaufen. Zudem ist es etwas wärmer geworden, es sind nun ca. 13-15 Grad, so dass wir beschließen, noch den Window Trail zu laufen. Dieser geht vom Chisos Basin direkt ab. Das Window ist der schon viel gezeigte Einschnitt in den Bergen, durch den man vom Basin aus bis in die Badlands der Chihuahua Wüste blicken kann. Das wollen wir uns gerne mal aus der Nähe ansehen.
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Auch hier gibt es wieder einen Self Guide, den wir natürlich erstehen und dann gleich loslaufen. Es geht – bergab, und zwar nur bergab!!!
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Mal steiler, mal weniger steil, erst durch Kakteen und dann weiter durch einen kleinen Wald.
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Und immer weiter geht es bergab, was dann wohl heißt, wir müssen auf dem Rückweg alles wieder bergauf, aber da will ich jetzt noch nicht dran denken.
Auch hier gibt´s tolle Motive ...
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… und natürlich Kakteen…
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… und andere Gewächse…
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Kurz vorm Ziel kommt uns ein Wanderer entgegen, der was von einer kleinen, frischen Brise erzählt. Vorher müssen wir aber doch mal wieder ein bisschen kraxeln.
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Als wir dann um die letzte Kurve biegen und das Window vor uns liegt, stellt sich die kleine, frische Brise als unglaublich starke Windböe heraus, wir fliegen fast weg. Der Wind pfeift durch das Window herein und wir haben fast Mühe, dagegen anzukommen.
Das Window ist der einzige Auslass im Chisos Basin, über den jegliches Schmelz- und Regenwasser abläuft. Wenn es irgendwo im Basin regnet, fließt das hier raus in die Chihuahua. Dann kann man hier sicherlich nicht hin, es sei denn, man ist lebensmüde. Die Felsen sind so ausgewaschen, dass sie glänzen und genauso rutschig sind sie auch. Ich will unbedingt bis vorne, um einmal richtig durch das Window zu schauen. Ich komme auch bis hin, habe aber das Gefühl, ich würde gleich weiterrutschen, durchs Window durch bis in die nicht sichtbare Tiefe.
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Man kann bis in die Badlands blicken
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Und so sieht der Blick durchs Window vom Nahen aus
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Zurück lasse mich von meinem Freund ziehen, da ich auf den glatten Felsen keinen Halt finde. Irre, wir können uns bildlich vorstellen, wie das Wasser hier durchschießt und einen mitreißt.
Durch den starken Wind ist es ziemlich kalt und wir machen uns nach einem letzten Foto aus den Rückweg.
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Zuerst laufen wir aber noch den Abstecher zur Oak Spring, zumindest zu einem Teil, weil man von dort aus von oben nochmal einen tollen Blick auf das Window hat.
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Der Rückweg wird dann, nun ja, steil. Irgendwie scheint er mit fast jedem Meter steiler zu werden und zum Ende hin kämpfe ich wirklich; nun merke ich schon, dass wir heute einiges an Meilen abgerissen haben. Aber irgendwann kommen auch wir wieder oben an. Zum Auslaufen machen wir noch den Window View trail, einen kleinen rollstuhlgerechten trail oben im Basin, von dessen Ende man einen tollen Sonnenuntergang durch das Window sehen kann. Hier geht auch der trail ab zum Emory Peak und zum South Rim … beim nächsten Mal…
Und dann geht’s zum Truthahn! Stilgerecht gibt es heute im Restaurant in der Lodge nur ein Essen und zwar ein Thanksgiving Buffet mit allem, was dazu gehört: Turkey, mashed potatoes, green beans, brown gravy, sweet potatoes, pumpkin pie etc. Uns schmeckt’s richtig gut, außerdem haben wir viel Spaß. Am Nachbartisch sitzt eine Großfamilie mit Großeltern, Eltern, Kindern, die hier ihr Thanksgiving gemeinsam verbringen. Es gibt Namensschilder, Papphüte und mitten auf dem Tisch einen riesigen aufgeblasenen Plastik-Truthahn, göttlich!
Wir sind ziemlich müde und verschwinden schnell auf unserem Zimmer. Es ist nochmal abgekühlt und wir machen als erstes gleich die Heizung an, die wir dann auch nicht mehr ausschalten. Es ist eine dieser fürchterlich lauten im Fenster eingebauten Heizungen, die eine schrecklich trockene Luft machen, aber es ist warm und das zählt.
Gefahrene Meilen: 4
Gelaufene Meilen: ca. 11,2
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