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Neun Staaten – [m]eine Meinung.
So viele US-Staaten in einem Urlaub hatte ich noch nie. Und alle nur um den Yellowstone Nationalpark zu sehen. Gestartet sind wir in Kalifornien um im hohen Bogen nach Wyoming zu gelangen. Durch die noch frühe Jahreszeit mussten wir ein bisschen Zeit in Oregon und Washington verbummeln, haben Idaho trotzdem nur übersprungen und Montana missbraucht. Utah haben wir anschließend eine Stippvisite abgestattet, Arizona ganz kurz zum Geburtstag gratuliert um uns in Nevada wieder aufzuwärmen.
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Kalifornien
Eine Brücke hat Geburtstag. Der Golden Gate Bridge ging’s ähnlich wie dem Eiffelturm: er sollte wieder abgerissen und sie noch mal übergestrichen werden. Die Bleimennige-orange Farbe war nur der Vorstrich. Und jetzt sind beide – so wie sie sind – weltberühmte und unverwechselbare Landmarks. Anlässlich ihres 75. Geburtstags zeigte sich uns die Brücke unverhüllt. Endlich konnte ich sie ganz und ohne Nebel bewundern. Etliche Bauarbeiter und Landschaftsgärtner waren noch emsig damit beschäftigt, alles für das große Fest am Sonntag herzurichten. Wir werden dann schon nicht mehr hier sein, uns ist es jetzt schon viel zu voll. Aber den neu errichteten, pünktlich zum Fest fertig gestellten Aussichtspunkt konnten wir fast ganz allein genießen. Hatte sich wohl noch nicht rumgesprochen…
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Oregon
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Ein dunkles Kapitel. Eine der Attraktionen unserer Reise sollte eine Sonnenfinsternis sein. Volker schwärmte schon zuhause, dass sich der Mooond, wenn wir in Oregon sind, um kurz nach vier vor die Sonne schieben würde. Wir fanden kurz vor fünf einen idealen Platz zum Schauen und keine Wolken vor der Sonne vor. Und mit den mitgebrachten Schweißerbrillen waren wir nicht nur bestens präpariert sondern konnten auch keinen Mond sehen. Also überhaupt keinen. Weder vor der Sonne noch in deren Nähe. Sollte er etwa mit Lichtgeschwindigkeit um Punkt 5:12 Uhr vor die Sonne geschossen kommen? Das konnten wir Astrophysiker kaum glauben. Volker schaute in seine Unterlagen und fand einen weiteren Termin um 6:20 Uhr. Also fuhren wir erst mal weiter. Als es dann endlich soweit war, waren so viele Wolken am Himmel und ich hatte schon so lange hingeschaut, dass nicht wirklich was zu erkennen war. Obwohl es nur eine partielle Finsternis war, der Mond deckte die Sonne nicht ganz ab und es war noch ein ganz feiner Rand zu sehen, dachte ich, dass davon auch ohne Schutzbrille etwas mitzubekommen sein würde – war es aber nicht. Ohne die Brillen war es mit Mond genau so hell wie ohne. Komisch, wenn sich der Mond in Form von Volkers Kopf zuhause vor eine Lampe schiebt, dann wird’s gleich stockeduster.
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Kein cremiger Typ. Drei Tage kalte Luft und pralle Sonne hatten dafür gesorgt, dass unsere Kopf- und Gesichtshaut rot und röter wurde. Also kam der Dermatologe in uns um’s Sonnencremen nicht herum. Tja, und das Ende vom Lied: es fing auch prompt an zu regnen. Und es wurde noch schlimmer: Der Crater-Lake, der aussah, wie der Vulkan-Krater aus James Bond’s »Man lebt nur zweimal«, lag dick vom Schnee umzingelt. Es waren noch nicht alle Straßen geräumt und es war eiskalt. Kein Wetter, bei dem Sonnencreme etwas nützen würde....
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Oregon nimmt kein Ende. Gerade Straßen bis zum Horizont. Rechts Pinien, links Kiefern. Endlich eine Kurve – und dahinter wieder gerade Straßen bis zum Horizont. Rechts Kiefern, links Pinien. Zwischendurch eine verkommene Ortschaft mit heruntergekommenen Hütten, einer Schrottsammlung im Vorgarten und Haufen von zersägten Bäumen im Hof. Den Preis für »Unser-Dorf-soll-schöner-werden« strebt hier niemand an. Da helfen auch die wenigen, imposanten Holzhäuser nicht, wenn lauter Flodders drumherum wohnen.
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Ohne Moos nix los. Mitten in dieser Pinien-/Kieferunendlichkeit gibt’s Oasen wie im Märchenwald. Moose und Flechten überwuchern, hellgrün leuchtend, umgestürzte Bäume, Flussufer,Wurzeln und Steine und hängen kopfüber an Ästen und Zweigen.Wenn hier nicht gleich Elfen, Feen, Gnome und Einhörner durchs Dickicht linsen, dann weiß ich auch nicht. Nebelschwaden, die Gischt der Wasserfälle, da stampft der Saurier durch die Lichtung, ich mein, ich seh’ ihn schon im Unterholz. Frischer, grüner Farn säumt Straßen und Wege... apropos Farn, fahr’n wir weiter.
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Sinkender Stern. In den Nächten zuvor noch in „einfachen“ Motels übernachtet, gönnten wir uns in Portland etwas besseres. Ergattert haben wir für einen günstigen Kurs „
The Benson Hotel“, das auf mich den Eindruck alten, englischen Adels machte. Gediegene vier Sterne mitten in der Stadt. Die erste Enttäuschung traf uns beim Eintreten ins Zimmer: Wie, nur vier Kopfkissen? Ein 4- Sterne-Riss im Waschbecken, 4-Sterne-Haare im Bad und ein Diffuser, der das Wasser als 4-Sterne-Strahl spitzen lässt. Keine Seife, kein Handtuch für den Boden. Allerdings zwei schicke Bademäntel und ein Regenschirm. Ein unverbaubarer Blick durchs Fenster auf eine 4-Sterne-Hauswand. Also wir wissen nicht, warum dieser Laden vier Sterne mehr hat, als die Inns der letzten Tage.
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Klarer Fall. Was sagt mir mein geologisches Scheinwissen: zu einem anständigen Wasserfall gehören zwei Dinge: genügend Wasser und ein anständiges Gefälle. Und an beidem wurde entlang der historischen Route 30 bei Portland nicht gespart. Lange Wanderungen sind hier nicht notwendig, auch wenn einige Wegweiser dies andeuten. Die meisten und schönsten sind gleich von der Straße aus zu sehen.
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Washington
Ausgesprochen schizophren. Wenn ich mit mir selbst Teekesselchen spielen würde, würde mein eines Ich sagen: „Mein Teekesselchen passierte auf Alkatraz“ und das andere „Mein Teekesselchen auf dem Mount St. Helens”. Der Ausbruch aus Alkatraz ist Legende, der des Mt. St. Helens 32 Jahre her und war genau genommen nur ein Ausbrüchschen, wenn man ihn mit dem vergleicht, der den Crater Lake in Oregon zur Folge hatte. Wenn man die Aktivität unter unseren Füßen vor Augen geführt bekommt, fragt man sich: was soll der ganze Scheiß? Wenn wir doch nur Flöhe auf einem Hund sind, der sich jederzeit schütteln kann? Ich stelle mir vor, wie die Biester Schneisen durch das dichte Fell rasieren, Wegweiser aufstellen, den Hund parzellieren und alles einzäunen. Irgendwann fangen sie an, ihren Müll zu trennen, drehen Sparbirnen ein und glauben, den Hund retten zu können. Nachdem sich der Hund kräftig geschüttelt hat, fragen sich die übrig gebliebenen Flöhe ängstlich, ob er das wohl noch einmal tun wird und beginnen trotzdem mit dem Wiederaufbau. Und wenn der Hund sein Winterfell verliert, glauben die Flöhe an den großen Haarausfall, dass dem Hund nie wieder Fell wächst und dass alles nur am Sauren Regen liegt. Oder wir leben in einem Spind und beten eine Armbanduhr an...
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Warum die Seatller ihren CN Tower Space Needle tauften ist offensichtlich: wenn man sich das Raumschiff wegdenkt, bleibt eine Nadel übrig. Aber wie kommt man auf die Idee, eine fliegende Untertasse aufzuspießen? Soll das zur Abschreckung dienen? Hallo Aliens, wenn ihr schon unbedingt auf der Erde landen müsst, dann auf keinen Fall hier! Wie auch immer, zu Ehren des Golden-Gate-Jubiläums hatte man sich solidarisch gezeigt und das UFO golden-gate-orange angestrichen.
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Fliegender Fisch. In Seattle gibt’s ein ähnliches Pier wie in Santa Monica. Mit Karussell, Riesenrad und allem, was das Touristenherz begehrt. Und mit ganz vielen Touristen. Ich fand’s ein bisschen enttäuschend. Die Attraktion der Stadt war für uns eindeutig der Pike Market Place, über mehrere Etagen verschachtelte Markhallen, die hauptsächlich Fisch und Schnittblumen anbieten. Es muss nicht immer schlechtes Wetter bedeuten, wenn ganze Lachse tief fliegen. Rund um den Fischstand sammeln sich unzählige Touristen um zu erleben, wie die Verkäufer die Bestellung im Chor wiederholen und sich die gekauften Fische zum Wiegen gegenseitig zuwerfen. Und alle warten nur darauf, dass denen die flitschigen Fische durch die Hände flutschen. Manche warten da sicher jetzt noch…
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Jimi Hendrix Experience Was liegt näher, als am Memorial Day auf den Friedhof zu gehen? Auf dem sonst recht unspektakulären Gottesacker war nur im Veteranenviertel was los. Hier wehten viele kleine Fähnchen und eben so viele Menschen taten so, als betrieben sie Grabpflege. Ist aber eh alles nur kurz gehaltener Rasen, vielleicht haben sie auch nur die Grashalme gerade gebogen. Im Vietnamesenviertel war alles ruhig, die Verstorbenen hatten genügend Kekse, Wasser und Räucherstäbchen, hier musste sich also niemand kümmern. Herr Hendrix hat seit Neuestem ein Denkmal. Komisch, als er starb, war man nur froh: wieder sonne verkiffte Zottelmähne weniger. Heute trauert man und vor allem Frau ihm nach. Alle drei Bildnisse waren voll mit Lippenstift-Kussmündern.
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Ich küsse keine kalten Wände, habe mir im HRC lieber ein Shirt gekauft.
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Idaho
Erdäpfel und Grundbirnen
Wenn Idaho selbst nicht mehr zu bieten hat, als „famous potatoes“, was soll ich denn da bitteschön berichten? Wir haben sie nicht mal gesehen, die famosen Kartoffelacker. Überhaupt war Idaho so unspektakulär wie holländisches Weißbrot. Und was seit unendlichen Meilen nicht alles die Straße kreuzen sollte: Livestock,Wildlive, Deer, Bighorn, Game, Bison, Hund, Katze, Maus...Und was haben wir gesehen? Drei tote Rehe, einen toten Waschbär, zig totes Kleingetier. Aber das sollte sich im Verlaufe unserer Reise zum Glück noch ändern. Viel mehr und viel lebendiger.
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Montana
Mellow Yellow
Der Yellowstone ist der Hammer. Ein Park, der doppelt so groß ist wie das Ruhrgebiet. Für den Preis von einem Nationalpark bekommt man gleich mehrere: einen Grand Canyon, einen Safaripark, hohe Berge inklusive La Montanara für das Objektiv, einen Schwarzwald, Völkerkundliches Museum und unglaubliche, weil einmalige Naturschauspiele. Alleine die farbenprächtigen Pools, von denen ich gerne einen als natürlichen Whirlpool zuhause im Garten hätte. Superklares, herrlich türkis schimmerndes Wasser mit einem natürlichen Blubb. 70 Grad sind natürlich ein bisschen zu warm zum Baden, aber kaltes Wasser zum Nachregulieren haben wir ja selbst im Sommer ausreichend. Für diese Pools hätte man den Bordwalk an bestimmten Stellen erhöhen sollen, damit man die wunderbaren Farben, die ringsum von Bakterien gebildet werden, von oben bewundern kann. Oder wir hätten eine Trittleiter mitnehmen sollen.
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Fast unglaublich in Zeiten, in denen sich alles um Energiesparen und erneuerbare Energien dreht, dass weder die Wärme noch der Druck desWassers genutzt werden. Die Cabins, die gleich neben dem Old Faithful stehen, werden mit kleinen Elektroöfen beheizt. Man könnte das heiße Untergrundwasser doch als Fußbodenheizung unter die Hütten führen. Und wo ich gerade bei einfach genialen Ideen bin: die Energie von hyperaktiven Kindern könnte doch auch zur Stromerzeugung genutzt werden. Statt dass die Zappel-Philipps einfach nur nerven, zerstören, rumhampeln und Krach machen, könnten sie doch sinnvollerweise mit jedem Schritt Strom ertrampeln. Dann wären sie außerdem am Abend schön müde und würden gut schlafen.
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Nicht am Bär packen.
Wenn gleich am ersten von sechs Tagen Yellowstone ein hübscher Grizzly-Bär in nächster Nähe und perfekt im Licht posiert, steigen die Ansprüche sofort gewaltig und die zuvor begonnene Strichliste [Bighorn Sheep II, American White Pelikan II, Trumpeter Swan II, Osprey (Fischadler) I, Elk (Rothirsch) III, Mule Deer (Maultierhirsch) IIII IIII IIII III..., Lesser Scaup (Veilchenenten) unzählbar, Bull Elk (Wapiti) II, Grizzly II, Black Bear III und Bisons IIII IIII IIII IIII IIII äh unglaublich viele] wird nicht mehr weiter fortgeführt. Wen interessiert schon die hundertste Gans oder der zigste Büffel? Ich will Bären sehen.
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Der Grizzly von Tag 1 setzte Maßstäbe, die sich an Tag 2 nicht annähernd zu erfüllen schienen. Kein Tier weit und breit. Wo gestern noch Unmengen Büffel oder Gänse grasten, war nur noch unaufgeräumter Wald zu sehen. Das Blatt wandelte sich jedoch, als wir an einem Aussichtspunkt ein Nest mit einem brütenden Osprey entdeckten und nur kurze Meilen dahinter Ranger und eine Menge Jumbo-Objektive Erwartungen weckten.
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Und wirklich, hier schlief ein Schwarzbär, der ab und zu aufsah um zu schauen, ob die vielen Fotografen noch da sind.
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Nach dem er zu dem Entschluss gekommen ist, dass wir nicht so schnell verschwinden würden, gönnte er uns eine Fotosession der besonderen Art. Er war nämlich nicht alleine sondern hatte zwei Babies dabei, die sich mühten, uns gute Fotomotive zu sein. Sie balgten und verfolgten sich, kletterten Bäume hinauf und balgten und verfolgten sich auch dort. Es war wirklich schwer, die Bären Bären sein zu lassen und weiter zu fahren. Ein Zirkus-Hörnchen, das seine Kunststücke auf einem sehr dekorativen Baumstamm machte, der zwischen uns und den Schwarzbären lag, tat mir ein bisschen leid. Denn niemand von uns hatte auch nur ein Auge für seinen Flip-Flop-Spagat inkl. dreifachen Touloups mit eingebautem Doppelachsel übrig.
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Ein bildhübscher Elk mit stattlichem Geweih rundete die heutige Tierschau ab.
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Spätestens am dritten Tag geraten wir beim Anblick eines Büffels oder einer kleinen Dampfwolke nicht mehr in Verzückung, denn mit beidem wird im Park nicht gegeizt. Selbst der schmucke weiße Popo eines Mule Deers lässt uns zwar gucken aber nicht mehr zum Fotoapparat greifen.
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Hans Dampf in allen Gassen.
Kostenlose Dampfbäder wo auch immer man sich befindet. Und das in freier Natur in frischer Luft. Und die ist dringend nötig, denn von „Faule Eier“ sollte hier mal dringend auf „Fichtennadel“ oder „Zitrusduft“ umgestellt werden. Der Vorteil bei dem Schwefelgedöns ist allerdings: da riecht niemand eventuelle Pupse. Die Geschichte der Rauchzeichen ist eine Geschichte voller Missverständnisse. WIR wissen jetzt definitiv, das waren nicht die Indianer. Wir haben nämlich nicht einen gesehen. Es wurden keine Decken oder Teppiche geschwungen, sondern die Wölkchen kamen schon fix und fertig morsemäßig aus der Erde. Jules Verne hätte da eine Erklärung für uns…
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Mir kocht der Blut.
Es raucht, brodelt, zischt, gluckert, blubbert, kocht, pfeift, spritzt und dampft. Apropos dampfen, dampfen wir ab. Ich habe Appetit auf einen Buffalo-Burger bekommen.
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Nichts ist unmöööglich.
Noch ein paar Worte zu der süß-sauren Fraktion: irgendwie müssen die die Welt mit anderen Augen sehen, vielleicht ein bisschen verkniffen, wie beim Kacken. Der Rest der Welt knipst sich vor Wasserfällen, Landschaften, Geysieren oder spielenden Bärenkindern [oder lässt sich fotografieren]. Die Stäbchenbande dagegen stellt sich lieber vor Autos, Treppengeländer, Parkhauswände und Gebüsch. Ich stelle mir vor, wie sie zuhause ihre Fotos präsentieren und erklären: „Hiel sin wil in Yellowstone Palk und sehe Schwalzbälen“. Und die Lieben zuhause bekommen ein Bild von einer Gruppe Mundschutzträger, die an einem Abhang vor dem geparkten Leihwagen hockt, zu sehen und kneifen, stumm vor Glück, die Äuglein noch ein bisschen mehr zu. Ist vielleicht mal ganz interessant, sich die Urlaubsfotos von Japanern anzusehen, dann sieht man, wie das Leben von unten aussieht. Aber Schlitzohren sind nicht die einzigen Exoten in dieser Gegend. Leider sehen wir auch einige Klingonen. Leider deshalb, da mir selbst kleine Klingonen-Mädchen Angst machen, wenn sie verhüllt durch die Natur laufen. Denn wer weiß wirklich, was sie unter ihrer Burka tragen? Ist doch ein perfekter Platz für einen Sprengstoffgürtel. Was verspricht man den kleinen Klingoninnen eigentlich? 72 Barbie-Puppen mit einem Wechselsortiment modischer Kopftücher?
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Wyoming
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Treu und Glauben.
Während es in dem nördlichen Teil des Parks eher gemütlich blubbert, plätschert und stinkt, wird im südlichen mehr oder weniger heftig ejakuliert. Der eine kommt gewaltig und ausdauernd, dafür nur einmal am Tag. Der andere ganz ordentlich und pünktlich alle 90 Minuten. Andere haben weniger Stehvermögen, können dafür öfter. Und die ganz Faulen tun ständig so als ob. Hier stinkt’s nicht so sehr nach Schwefel. Wir sehen weniger Tiere, um genau zu sein außer einem Büffel gar keine. Abgesehen von der Vielzahl an Mücken, auf die ich locker verzichten könnte. Die Schwalben tun alles schwalbenmögliche um die Biester zu reduzieren. Aber die ihnen entkommen konnten finden mich auf jeden Fall.
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Loch an Loch – und hält doch.
Jackson Hole. Wie kommt man darauf, eine Stadt so zu nennen? Hat Michael zu Harry gesagt, hole doch schon mal den Wagen und bring mich raus aus diesem Loch? Tja, wäre Michael noch ein bisschen geblieben, dann hätte er erleben können, dass aus Jackson doch noch ein ganz netter Ort geworden ist. Western-Charakter, kompakt und kurze Wege…. Apropos Wege…. Auf unserem Weg auf die andere Straßenseite trafen wir unverhofft auf alte Stammtisch-Kollegen. Oder besser sie auf uns, oder genauer, Volkers Nase ist selbst hier unverkennbar. Und dabei verzichtet er schon extra auf sein Lal@s-Reisen-T-Shirt. Als wenn das was nützen würde…
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Ach, ist der Rasen schön grün. In Wyoming konnte Volker seine Scheunophilie ausleben und ich überlegte, wieso ein Ort namens Alpine nur 550 Einwohner hat, wenn ich dort so viele Häuser und Geschäfte sehe. Wenn man Alte, Kranke und Kinder abzieht, dann müssen die übrigen hundert Schule, Feuerwehr, Tankstelle, Post, Geschäfte und Firmen bedienen, Motel-Betten beziehen, Kaffee kochen, Sandwiches schmieren, Burger braten und Predigten halten. Bei uns gibt’s selbst in Orten mit zehnmal mehr Einwohnern keine Infrastruktur mehr.
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Utah
Glauben ist alles. Hier boxt der Papst – und dort fliegt die Kuh. Und doch haben beide was gemeinsam, nämlich genau das Gegenteil davon: Nix los. Im Vatikan sucht höchstens mal Tom Hanks nach seinem Pin-Code – ansonsten, schon aufgrund des Altersdurchschnitts: Tote Hose. In Salt-Lake stehen im Tempel-Keller Kühe Arsch an Arsch auf einer Art Karussell. Und wenn das zu schnell dreht... na ja, wir sind alle schon mal von so einer sich drehen Platte geflogen, wenn einer zu viel Gas gab. Der Physiker in uns erklärt das mit Zentrifugalkraft und lässt einen fliegen. Aber auch hier gilt: ansonsten, schon aufgrund der Vielweiberei: Tote Hose.
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Arizona
Schnelle Nummer. Arizona tangierten wir nur peripher. Kurz rein, Schilder geknipst und gleich wieder raus. Beim Schilderknipsen fiel uns ein neues auf, das aus Anlass eines Jubiläums aufgestellt worden war: 100 Jahre Arizona. Wow aus der Sicht der Amerikaner und Eintagsfliegen, na ja aus der Sicht der Europäer und Schildkröten. Und Johannes Heesters hätte deswegen nicht mal das Rauchen aufgegeben. Was war hier eigentlich vor 1912? Als Arizona noch nicht wusste, dass es mal werden wird, was es nun ist, wurde in meinem Heimatort schon gut 50 Jahre Sport getrieben. Also freizeittechnisch, nicht hinterm Gaul auf dem Acker. Und zwar so, dass die Jungs der Meinung waren, dafür einen Verein gründen zu müssen. Der TG Voerde von 1862 e.V. feiert dieses Jahr also auch Geburtstag.
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Nevada
We meet us in Vegas. Erst sind es die, die zufällig im gleichen Flieger sitzen, dann die, die man in Jackson Hole mitten auf der Straße trifft, dann die, mit denen man sich in Vegas sowieso verabredete, die, die einem in Vegas über den Weg laufen, die, die eigentlich auch hier sind und denen man auf unergründliche Weise nicht begegnet, und nicht zuletzt die, die man schon lange persönlich kennen lernen wollte und einen anrempeln. Die Welt ist ein Dorf und Vegas ist der Rummelplatz.
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Schluss mit Lustig. So, das waren die neun Staaten im Schnelldurchlauf, jetzt kommen wir zu [m]einer Meinung: Wenn man es nicht selbst mit eigenen Augen erlebt, dann würde man kaum glauben, dass 6.000 Kilometer und 13 Zimmerwechsel in drei Wochen einen entspannten Urlaub abgeben. Tun sie aber. Sicher wäre es bedeutend anstrengender geworden, wenn es hinter jeder Ecke was zu Gucken gegeben hätte. Aber zum Glück sind insbesondere Montana und Idaho so langweilig wie das Wort zum Sonntag, man könnte fast einschlafen und den Spätfilm verpassen. Und der lange, zum Teil doch eintönige Weg ist das Ziel allemal wert. Der Yellowstone Nationalpark ist einer, dem man nicht nur eine Stippvisite abstatten sollte. Hier ist Platz für zwei oder sogar drei Wochen Urlaub (wenn man mag). Mit oder ohne Kinder, Fußfaule oder Hiking Cracks, Tierliebhaber oder Naturschauspielbegeisterte, Landschaftsfotografen oder Völkerkundler. Hauptsache ist, die Nervensägen unter all den genannten Gruppen hauen vorm Dunkelwerden wieder ab, am liebsten gleich in die wartenden Reisebusse und raus aus dem Park.
Gänse müssen draussen bleiben
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