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13. Tag - 14.11.2004
Sonntag, noch ein Tag, an dem man sich viel ansehen sollte, weil es recht leer auf den Straßen ist. Ich wollte mir die Calle Ocho und Key Biscayne ansehen. Leider war schlechtes Wetter, aber für ein paar Fotos hat es gereicht. Ich hatte mir gestern bei Walgreens eine 10 $ Telefonkarte gekauft und Uli heute morgen angerufen. 62 Minuten Sprechzeit, das war vor ein paar Jahren viel weniger. Nach einer halben Stunde haben wir zwar aufgehört, es hat aber gereicht, um ein Knöllchen wg. unbezahlten Parkens an der Windschutzscheibe zu haben. Bezahlt werden muß entweder an der zuständigen Polizeistation oder mit Kreditkarte per Internet. Ein paar Jahre später habe ich gemerkt dass man sich auf der Seite auch zur Verhochzeitung anmelden kann.
Das Wetter wurde immer schlechter, eine gute Möglichkeit, eine Mall heimzusuchen, in diesem Fall das Bayside. Es war irgendein puertoricanisches Fest, das Parkhaus nahm wieder, wie schon beim Basketball, eine 15$ Flatrate. Also wieder auf den Parking Meter Platz, hinter dem Hard Rock Cafe. Ist ab der Zufahrt dem Bayside Parkhaus ausgeschildert. Da gibt es auch ne Flatrate, aber nur 5 $. Zuerst gab es ein Argentinian Cut Beef beim Miami BBQ im Food Court, dann hab ich ein bißchen geshoppt, bis ich mit einer 190 Octane Sportsbottle völlig durchnäßt wieder zum Auto ging. Und so saß ich im geschlossen Cabrio bei strömendem Regen im Stau, um auf die I-95 zu kommen und hab mir einen Daiquiri dabei genehmigt. Ob das mittlerweile auch erlaubt ist, weiß ich nicht. Liebe Kinder, bitte nicht nachmachen.
Ich habe mittlerweile einen Radiosender gefunden, der mir gut gefällt. 98,3, einen puertoricanischen oder so, der nur spanisches Zeugs den ganzen Tag über spielt, und zwar viele verschiedene Musikstile. Hauptsächlich Reggaeton, eine spanisch-karibische Version des Dancehall. Bekannteste Interpreten sind Daddy Yankee und Don Omar. Wer in Spanien Musik von King Africa gehört hat, weiss ungefähr, wie es sich anhört, wenn auch anders. ;-) Reklame des Tages, an einer Wand am Highway: Warsteiner, life is too short for a cheap Beer.
Da es den Rest des Tages regnete, bin ich im Hotel geblieben, habe mir die ganzen ca. 1000 Fotos durchgeschaut, die mit 3 verschiedenen Apparaten gemacht worden sind und habe versucht, ein bißchen Ordnung in diesen Reisebericht zu kriegen. Es haben schon fast 200 Leute in der Florida-Abteilung vorbeigeschaut, dabei habe ich mich doch bemüht, keine Werbung zu machen.
Morgen ziehe ich um, da ich ab Dienstag das Hotel Tudor schon vor dem Urlaub gebucht hatte, war noch ein Tag frei. Ich habe Priceline wieder belästigt und es wurde mir das Holiday Inn an der 22. Straße zugewiesen, für 40 $. Da ist ein Outback Steakhouse drin (mittlerweile gibt es weder noch, der ganze Block wurde abgerissen und als Condoturm neu erbaut). Das Essen ist also gesichert. Das Tudor liegt an der Rückseite der Versace Villa, von dort ist alles zu Fuß zu erreichen, ich brauche dann kein Auto mehr, die 2 Wochen sind auch um.
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14. Tag - 15.11.2004
Der erste Blick aus dem Fenster verheißt nichts Gutes. Schon wieder alles bewölkt und Nieselregen. Rüdiger hat das schöne Wetter mitgenommen. Ich bin gleich runter und hab Geld in die Parkuhr gesteckt, ab 8 Uhr will sie gefüttert werden, dann habe ich eine Testpackung meines Koffers gemacht und gemerkt, daß es so nicht geht. Die neuen Turnschuhe, mittlerweile brauche ich Größe 14, umgerechnet 49, ich dachte im Alter schrumpft man, passen nicht rein, ich muß mir also eine Zusatztasche kaufen.
Zwischendurch scheint kurz die Sonne, ich renne an den Strand und mache ein Breitbild.
Dadurch sehe ich den Strand zum ersten Mal. Wie er in Höhe der 42sten Straße, an der ich wohne, aussieht, wußte ich gar nicht. Er ist recht dreckig und ungepflegt, dafür geht ein Boardwalk von werweiswo bis werweiswohin.
Das Knöllchen bezahlen per Internet hat nicht geklappt, ich sollte eine 7stellige Nummer eingeben, habe aber eine 8stellige gehabt. Deshalb bin ich, obwohl man auch per Telefon bezahlen könnte, zur nächsten Wache gefahren, war ganz in der Nähe und habe dort bezahlt. In der Abteilung, in der auch die Heiratslizenzen beantragt werden.
Es war mittlerweile kurz nach 11, ich habe im Holiday Inn (gibt’s schon lange nicht mehr) gefragt, ob ich schon einchecken darf. Natürlich durfte ich. Koffer schnell aufs Zimmer, dann ins Auto und irgendwohin gefahren. Zuerst nach Süden, über die I-95 bis Coconut Grove, da hat es aber geregnet und ich machte das, was man zwar nur im Notfall macht, aber wenn es regnet, hat man eine gute Ausrede. Ich wollte in eine Mall, die größte Floridas, die Sawgrass Mills. Über den Turnpike kein Problem. Ich war vor vielen Jahren schon dort, damals ab Fort Lauderdale, da fährt man sich einen Wolf bzw. hält sich einen selbigen an den Tausenden von Ampeln.
Ich fuhr also auf den Turnpike Richtung Orlando. Nach einiger Zeit machte mich ein Schild am Straßenrand stutzig. Hard Rock Casino? Hier? Mitten in der Wildnis? Ich erinnerte mich an den Mann mit dem T-Shirt. Hollywood könnte hier sein und gerade stand ein Schild “Leaving Seminole Reservation”. Und die Indianer dürfen ja überall im Land Casinos bauen, was ja alle, außer den Navajos, auch ausnutzen. Ich fuhr an der Griffin Road raus und bog an der SR 7 nach rechts ab. Nach knapp einer Meile war die Einfahrt für das Seminole Hard Rock Hotel & Casino, wie es so schön hieß.
Und plötzlich war ich in einem Paralleluniversum. Das ist nicht mehr Florida, ich muß in Las Vegas sein. Parkplätze, soweit das Auge reicht, ein riesiges Casino und Millionen von alten Leuten. Nur wenige unter 100, würde ich sagen. Und als Musik lief in voller Lautstärke “Voodoo Chile” von Jimi Hendrix. Wenn so etwas bei uns in einem Casino zu hören wäre, würden die meisten schreiend rausrennen. Hier ist das ok. Vielleicht sind ja auch alle taub.
Ich ging rein und schaute mir alles an. Es war brechend voll, eine Schlange nach der anderen, bei irgendwelchen Glücksradspielen und wasweissichnochalles. Und überall Rentner-Rentner-Renter.
Ein Indianer war nicht zu sehen, die werden wohl alles irgendwelchen Geschäftemachern überlassen und ein paar $$$ Provision kassieren.
Im Fahrstuhl stand ein Spruch: This is an Elevator, it goes up and down. Zuerst dachte ich wieder an eine von diesen Klagen, weswegen so etwas demnächst in jedem Fahrstuhl stehen würde, sah dann aber, das Marc Bolan, der ehemalige T.Rexxer, dieses wohl in einem Lied gesungen haben muß. Also nur ein Zitat. Zuzutrauen wäre den Amis aber auch, das nicht nur auf Kaffeepapptassen “Hot Coffee is Hot” steht.....
Ein paar sehr merkwürdig aussehende junge Leute liefen rum, es war wohl die Band, die heute Abend hier spielt. Bei uns hätten die Alten nur noch mit dem Kopf geschüttelt, aber nicht headbangend....
Wenn Rüdiger das gewußt hätte.....
Nach einer Stunde fuhr ich wieder auf den Turnpike, ein paar Ausfahrten weiter war der Sunrise Blvd. auf dem ich die Mall vermutete. Ich wußte, daß sie nicht nur außerhalb, sondern gaaaanz weit draußen lag. Nach schlappen 25 Minuten und 7 Meilen, ich stand also fast nur an Ampeln, war ich da. Ausgeschildert ist vorher nichts, nach einem Wal-Mart geht es rechts rein. Am Purple Parade Place. Die Mall ist nicht nur riesig, sondern auch ziemlich unübersichtlich gebaut, man hat nur schlecht einen Überblick, wo man überhaupt ist. An den Übersichtstafeln standen immer recht viele Leute, die zu erraten suchten, wo sie überhaupt waren bzw. wie sie wieder zurück kommen. Außer Schuhen und Hemden war aber nicht viel zu kaufen, ich brauchte beides nicht, habe nur bei Panda Express ein 2-Items Menü (ohne Foto) mit Kung Pao Chicken und Orange Chicken gegessen, zusammen mit einer riesigen Sprite, und bin dann wieder in mein neues Heim gefahren. Hier im Holiday Inn gibt es kein Wireless Internet, ich muß wieder mit nem good old Kabel arbeiten....
Der Nachteil des üppiges Mahles in der Mall: Ich hab keinen Hunger. Da bin ich Living next door to Outback und dann sowas. Vielleicht hole ich das ja irgendwann nach, ein Steak sollte auf jeden Fall noch gegessen werden.
Am Ocean Drive war heute tote Hose, es waren sogar Parkplätze frei, ich bin deshalb noch etwas durch die Landschaft gekurvt und hab einen Supermarkt gesucht, um noch ein paar Soßen und Marinaden zu kaufen. Ich habe mir noch eine zusätzliche Tasche gekauft, die muß jetzt voll werden. Die Kassiererin im Publix kam nur sehr langsam voran mit dem Scannen, weil sie nebenbei an ihrem Handy spielte bzw. etwas suchte. Wenn’s nach mir ginge: Gleich rausschmeißen, solche Leute.....
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15. Tag -16.11.2004
Ich ziehe gleich zum letzten Mal um, 11 Straßen weiter südlich, dort werden dann meine letzten 3 und ab morgen meine beiden autofreien Tage beginnen.
Heute klarte es recht früh auf, ab 10 Uhr war herrlichster Sonnenschein, Cruisingwetter also. Ich fuhr erst zum neuen Hotel, dem Tudor, und fragte, ob ich schon einchecken könne. Nach einem kritischen Blick auf die Uhr meinte der Lobbyist, daß es zu früh wäre. Kann ich denn meinen Koffer hier abstellen? Dann brauche ich den nicht im offenen Auto in der Gegend rumfahren.
Yes, Sir, of course. Er telefonierte nach einer Putzmamsell, die den Koffer in irgendeinen Raum brachte. Ich wollte wieder raus. Sir, if you want...... Ja, Mann, ich will, warum sagst du nicht gleich, daß ich doch einchecken kann, dann hätten wir uns das Theater mit dem Koffer sparen können. Zwei Männer kamen rein, eine weitere Lobbyistin fragte, was sie für sie tun könne. Einchecken? No Problem. Also wurde doch eingecheckt. Ich brachte meine Sachen rein, den Koffer ließ ich aber in der Kammer stehen, nochmal warten wollte ich nicht. Das Zimmer ist zwar das Kleinste der Reise, hat dafür aber eine eingebaute Küche.
Es war mittlerweile halb 12, eine gute Zeit, um in die Stadt zu fahren. Ich fuhr diesmal eine andere Strecke als sonst, nämlich die 17. Straße, den Hank Meyer Blvd.,über viele kleine Brücken, auf einer war eine sehr schöne Aussicht auf die Skyline von Miami, um hier mal einen Suchbegriff für Herrn Guhgel unterzubringen....
In Downtown war es trotz eines normalen Arbeitstages sehr leer, ich habe sogar einen Parkplatz in der Flagler Street bekommen. Ich habe ein Guayabera gekauft, damit mein eines nicht mehr so alleine im Schrank hängt, bin durch die Straßen spaziert und habe eine Fahrt mit dem Metro-Mover um den Inner Loop gedreht.
Was mir unterwegs auffiel: Fast jeder hier telefoniert beim Autofahren. Wenn also einer als erster an der Ampel steht, merkt er/sie recht selten, daß wieder grün ist und fährt meistens erst los, wenn gehupt wird. Hat nun dieser Angehupte an der nächsten Ampel jemanden vor sich, der auch nicht merkt, daß grün ist, regt sich der eben noch angehupte fürchterlich auf und hupt selber wie wild. Habe ich heute 4 oder 5 mal miterlebt, fast an jeder Ampel. Wer gerade nicht telefoniert, regt sich über die Telefonierenden auf. Wo führt das noch hin? Wird irgendwann noch jemand mit seinem Nächsten sprechen oder lieber mit seinem übernächsten telefonieren? Bei uns wäre es genauso, nur da SMSen ja 3 Leute, wenn 4 zusammen sitzen, hier ist entweder das telefonieren billiger oder das Buchstabieren zu schwierig.
Aber ich schweife ab. Das waren damals noch die guten alten Zeiten, als nur gesimst wurde und Smartphones noch nicht bekannt waren. Heute ist ja bekanntlich alles viel, viel schlimmer.
In Key Biscayne habe ich mir die Strände angesehen, die ich beim letzten Mal aus regnerischen Gründen verpaßt habe.
Dann fuhr ich irgendwie in Richtung Heimat, mit einem absichtlichen Umweg über die 1, um irgendwo einen Supermarkt zu suchen, in dem noch einige Gewürze und Marinaden auf mich warteten. Immer wenn man so etwas sucht, findet man es ja nicht, so ging es mir gestern Abend.
Gegessen hatte ich noch nichts, ich hatte aber auch keinen Hunger, vielleicht bin ich immer noch voll von den Freßorgien der letzten Wochen. Ich fühle mich wie aufgepumpt....
Um kurz vor 4 fand ich einen Supermarkt, der sich aber als reine Drogerie herausstellte. Ich ging wieder raus und sah nebenan einen Laden namens Pollo Tropical. Hörte sich gut an, kannte ich noch nicht. Drinnen blickte man auf 3 richtige Holzkohlengrills voller Hähnchenteile. Sah sehr gut aus, leider habe ich kein Foto davon. Ich habe mir ein Chicken Sandwich bestellt und war begeistert, es schmeckte fast so gut wie beim Chefette auf Barbados. Hier werde ich öfter mal reinschauen, wenn irgendwann mal wieder so ein Laden in der Nähe ist. Chicken und Ribs gibt es, gut gewürzt und lecker aussehend. Mein Essenstip des Tages....
Einen richtigen Supermarkt habe ich noch gefunden und das eine oder andere Souvenir gekauft. Im Hotel habe ich Koffer und Taschen aus- und neu eingepackt, fertig zur Abreise sozusagen. Meine Mitnehmsel habe ich geknipst, fehlt da noch etwas oder reicht das?
Eigentlich wollte ich heute ja gar nichts essen, aber das Chicken hatte mich wieder auf den Geschmack gebracht. Nach einigen mißglückten Fotoversuchen am Ocean Drive bin ich zum Outback gefahren, habe Geld für 90 Minuten in die Parkuhr geschmissen und mich an der Bar mit Brian aus Orlando unterhalten und Ribs on the Barbie gegessen. Wie schafft man es eigentlich, daß das Fleisch von selbst von den Knochen fällt?
Brian war lange in Deutschland, u.a. war er DJ in Bad Soden-Allendorf und irgendwelchen anderen Städten in der Nähe von Kassel, von denen ich noch nie gehört hatte. Er konnte Geschichten erzählen von einem Mädchen, bei dem er nach der ersten gemeinsamen Nacht bei ihren Eltern Peanut-Butter zum Frühstück gekriegt hatte und tausend andere Sachen, an die ich mich nicht mehr erinnere. Auf jeden Fall kamen in jedem Satz mindesten 5 Fucks oder Motherfucks vor. Nach dem Essen und 5 großen Bieren hatte ich natürlich wieder ein Knöllchen an der Scheibe, wer konnte damit rechnen, daß es so lange dauern würde. Und ich wollte das Auto heute schon abgeben, bin aber nicht mehr pünktlich zur Vermietstation gekommen, hätte also sowieso noch für einen Tag zahlen müssen....
Heute war am Ocean Drive wieder nichts los, an der Washington Ave. und der Lincoln Road schon mehr, ab er darüber demnächst mehr....
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