16. Tag
Zu welchem Thema habe ich noch nicht meinen Mustard abgegeben? Genau, der Dollarkurs. Es gibt ja genug Leute, die sich schon auf Jahre im voraus mit grünen Scheinen eindecken. Ich mache es seit ein paar Jahren, genaugenommen seit man hier Geld mit einer normalen EC-Karte aus einem Automaten bekommt, so, daß ich höchstens 10 $ in bar mit habe, oder den Rest des letzten Urlaubes, das ist aber meistens auch nicht mehr, und mir vor Ort Geld aus einem ATM besorge. Der Kurs ist mir relativ sausage, ich habe aber in den letzten 12 Monaten viel Glück gehabt und bin immer zum Höchstkurs unterwegs gewesen. Ob ich mir aber im Endeffekt ein paar Dollar oder Euro einsparen kann, weiß ich nicht, ich verfolge die Kurse auch nicht. Wenn kein Geld mehr da ist, hole ich mir Neues.
Heute morgen war es schon wieder heavy bewölkt, ich bin deshalb in Richtung Sonne gefahren, nach Norden. Nicht über die I-95 oder die 1, sondern über die Alton Rd, da war ich noch nie. Der Tank war gestern abend völlig leer, ich mußte nachtanken, für 10 $, und da man bei Alamo dieses blöde Tank-leer-zurückbringen nicht abbestellen kann, mußte ich heute noch einige Meilen fahren, um nicht zu viel drin zu lassen. Früher war es einfach. Man bekam einen vollen Tank und brachte das Auto genauso wieder zurück, auf dem Weg zur Autoabgabe konnte man kurz wieder volltanken. Da es niemand schafft, ein Auto völlig leer abzugeben, ist das ein gutes Geschäft für den Vermieter, der im Moment 30 $ für eine Füllung nimmt. An der Tankstelle kostet es höchstens 25 $.
Wo war ich stehengeblieben? Genau, ich fuhr nach Norden. Irgendwann mündet die Alton Road wieder in die Collins Ave und ich fuhr auf altbekannten Wegen weiter. Ein erster Stop war am Haulover Beach, zwischen Bal Harbor und Sunny Isles. Hier kann man im nördlichen Drittel des Parks nackt baden oder sonnen......
Wer hin will, muß 5 $ Parkgebühren zahlen, wie mittlerweile fast überall, ich habe mich kurz und umsonst auf einen Behindertenparkplatz gestellt, wo ich gut sehen konnte, worin sich mein Sebring zu einem Mustang unterscheidet. In der Länge. Ein richtiger Koffer paßt wohl in beide nicht rein.
Plötzlich und unerwartet stand ich mal wieder vor der Aventura Mall. Ich hatte noch nicht gefrühstückt, fürs Mittagessen wars aber noch zu früh. Also bin ich noch durch JC Penney gestreift und habe ein paar Kleinigkeiten in XXL gekauft. Eine Woche länger hier und ich brauche XXXL. Dann gab’s zum letzten Mal Bourbon Chicken bei Kelly’s Cajun Grill, sieht wie immer schon Mal gegessen aus, konnte mich heute auch nicht mehr begeistern, ich hab im Moment genug davon.
Nach einer weiteren sonnigen Fahrstunde war es soweit: Dieter mußte wieder nach knapp 2.000 Meilen abgegeben werden, ich fuhr zu Alamo in die 24ste Straße.
Dort wurde mir eine Rechnung präsentiert, die fast 200 $ über dem ursprünglichen Upgrade-Preis lag. Als ich mich beschwerte, war der Alamist auch noch beleidigt. Nach einiger Zeit rief er die Alamo-Hotline an und fragte was los wäre. Nach einer weiteren halben Stunde hatte er es endlich geschafft, mir eine akzeptable Rechnung zu erstellen. Und das bei herrlichstem Sonnenschein. Kann man den wg. geklauter Sonnenstunden verklagen?
Auf dem Rückweg nach Hause knipste ich noch einige nachmittags in der Sonne liegende Hotels, schaute mir im Delano die Designertoilette an und wandelte dann über die Lincoln Road. Einzelheiten und Links kommen in eine eigene Unterseite, nur mal kurz am Rande abhandeln kann man diese Straße nicht. Hier sind entweder männliche Paare, alte Männer mit Zigarren, merkwürdige Personal Trainer beim Gassi-skaten, telefonierende Single-Frauen und frisch abgeschminkte Models im Zweierpack zu sehen, plus zweitklassige Promis wie Barbara Becker mit ihrem Freund, die ich aber nicht geknipst habe, ich bin ja kein Lalarazzi, und erstklassige Promis wie Brad Pitt.
Nach einem langen Spaziergang mit vielen Peoplewatch-Pausen sah ich SIE. Sie lächelte mich an. So etwas hatte ich schon lange nicht gesehen.
Ich wollte SIE haben. Jetzt. Sofort.
Eine Pizza, die so aussieht, kann nur gut schmecken. Genau das hat mir in den letzten Wochen gefehlt. Ich orderte eine Pizza Romana bei Spris, die so gut schmeckte wie sie aussah, wie in der guten alten Zeit, als die Pizzen noch in Handarbeit gerundet wurden und nicht, wie auch in Deutschland mittlerweile fast überall üblich, in der Pfanne. Der Preis war mit 8,95 $ für amerikanische Verhältnisse in Ordnung.
Meine persönliche Pizza des Jahres.
Auf dem Weg nach Hause besuchte ich noch den Espanola Way, hier ist die ganze Straße in einem Stil gebaut. Die an den Tischen hängenden Schinken tragen allerdings Prosciutto di Parma Etiketten, sind also etwas fehl am Platze. Scheint aber nett zu sein hier, schau ich mir nochmal genauer an.
Zum Thema Handys: Sitzen zwei Latinas in einem Auto und gestikulieren wie wild. Beide mit Handy. Natürlich ist die Ampel schon minutenlang grün, bis sie etwas merken.....
Ich habe eben “How to be a Millionaire” gesehen. Der Showmeister, Regis, hat ungefähr dem Charme und die Ausstrahlung von Wim Thoelke. Da die Ratezeit bis zur Beantwortung der Fragen zusammengeschnitten wird, ist die Sendung recht langweilig. Frage:Antwort, Frage:Antwort, Spannung ist so gut wie nicht vorhanden.
Neues vom Ocean Drive:
1. Es wird Winter, in den Restaurants sind Gasheizungen aufgestellt, da wird man selber zum Brathendl. Schrecklich. Zum Glück bin ich satt.
2. Es ist wohl irgendein Kongress, tausende von zigarrenrauchenden mittelalten Männern sind unterwegs.
3. Irgendwo ist Transenball, die “Damen” sind auch in Massen da, haben aber nichts mit den Kerlen von Punkt 2 zu tun....
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